Was bringt der Herbst? |
Gefährdet seien vor allem Kinder und Jugendliche mit Multisystem-Erkrankungen wie Trisomie 21 oder starker Adipositas. Dagegen hätten Krebs-, Nieren- und Diabetes-Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen nicht das Gefährdungspotenzial wie bei Erwachsenen.
Dötsch sprach sich deutlich gegen einen Off-Label-Einsatz der Covid-19-Impfstoffe für besonders gefährdete Kinder unter zwölf Jahren aus, für die die Vakzinen nicht zugelassen sind. Man solle jetzt »nicht überaktiv werden«. Die klinischen Studien mit Kindern unter zwölf Jahren liefen bereits, für Ende September würden die ersten Daten für die Altersgruppe der Sechs- bis Elfjährigen erwartet. Eine Zulassung könne dann relativ schnell erfolgen.
»Vermutlich wird bei Kindern eine niedrigere Dosis als bei Erwachsenen eingesetzt werden«, so der Mediziner. Das Problem liege aber woanders. »Wir haben fast 17 Millionen nicht erstgeimpfte Erwachsene«, so Dötsch. »Die Erwachsenen haben die Pflicht, die Menschen, die sich nicht impfen lassen können und die letztlich gefährdet sind, mit zu schützen.«
Insgesamt lieferten die Daten zur Hospitalisierung und Mortalität bei Kindern keinen Grund für Eltern, in Panik zu verfallen, so Dötsch. Weitaus kritischer sieht er die psychosozialen Folgen der Pandemie. Internationalen Studien zufolge hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Depressionen und Angststörungen in der Pandemie verdoppelt – mit allen Folgeerkrankungen, die damit einhergehen können. »Das ist eine erheblich größere Bedrohung für die Kinder als die akute Covid-19-Erkrankung.« Gerade Schulschließungen hätten einen besonders negativen Effekt.
Dötsch forderte daher eindringlich, die Schulen offen zu halten: »Schulschließungen dürfen nicht noch einmal Thema werden.« Diese störten nicht etwa das Befinden der Kinder, sondern zögen tatsächlich einen Anstieg psychiatrischer Diagnosen nach sich. »Wir fordern ganz klar: Bevor noch einmal eine Schule geschlossen wird, müssen auch alle anderen Bereiche des öffentlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens geschlossen werden«, sagte der DGKJ-Präsident. Man dürfe den Kindern und Jugendlichen nicht wieder Maßnahmen zumuten, die nicht kindgerecht sind, und gegen ihre Bedürfnisse agieren. Um Schulen offenhalten zu können, sei es wichtig, die empfohlenen Hygiene- und Testkonzepte umzusetzen, betonte Epidemiologin Lange.
Dötsch befürwortete auch eine gezieltere Quarantäneregelung an Schulen. Bedingung sei eine sorgfältige Kontrolle über Tests. In einigen Bundesländern werde schon jetzt in Pilotprojekten geschaut, ob nur das infizierte Kind in Quarantäne geschickt werden und der Rest der Klasse weiter zur Schule gehen könne. Wenn man diesen Weg sorgfältig und kontrolliert beschreite, sei das »insgesamt ein guter Weg«.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.