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Pädiatrie

Wann Antibiotika wirklich nötig sind

Eine Antibiose bei Kindern ist eine Herausforderung. Bei der Auswahl und Dosierung der Medikation ist einiges zu beachten. Viele Infektionen kann der kindliche Körper aber auch allein überwinden.
Nicole Schuster
03.09.2023  08:00 Uhr

Therapieziel: weniger Ansteckungen

Mitunter ist das vorrangige Ziel einer Antibiotika-Verordnung nicht, die Infektion an sich zu bekämpfen, sondern die Ansteckungsgefahr und das Risiko für Komplikationen zu reduzieren.

Das ist zum Beispiel bei Scharlach der Fall. Die akute durch beta-hämolysierende Streptokokken (Streptococcus pyogenes) verursachte Infektionskrankheit ist eine der häufigsten bakteriellen Erkrankungen im Kindesalter. Sie äußert sich als exsudative Tonsillopharyngitis (Rachen- und Mandelinfektion) mit starken Schluckbeschwerden, hohem Fieber und Krankheitsgefühl.

Kennzeichnend sind das tiefrote Enanthem (Ausschlag im Bereich der Schleimhäute) der Rachenschleimhäute, die »Himbeerzunge« und das Scharlachexanthem aus kleinfleckigen Papeln am Körper.

Scharlach verläuft in der Regel selbstlimitierend und die Therapie erfolgt rein symptomatisch. Werden Antibiotika gegeben, sind die Patienten normalerweise innerhalb von 24 Stunden nicht mehr infektiös. Mittel der Wahl ist Penicillin V für sieben bis zehn Tage (Tabelle 2). Orale Cephalosporine, Makrolide und Clindamycin sind Alternativen (9–11).

Antibiotikum Dosierung Dauer (Tage) Hinweis
Tonsillopharyngitis
Penicillin V 50.000 bis 100.000 E/kg KG/T (max. 3 Mio. E) in 2 bis 3 ED 7 nicht zu den Mahlzeiten
Penicillin V 100.000 E/kg KG/T (max. 3 Mio. E) in 2 bis 3 ED 10 bei Rezidiv
Benzathin-Penicillin 50.000 E/kg KG/T (max. 1,5 Mio. E) in 2 ED 7
Clarithromycin 15 mg/kg KG/T (max. 1 g) in 2 ED 7 bei Penicillin-Allergie
Akute Otitis media (AOM)
Amoxicillin 50 mg/kg KG/T (max. 3 g) in 2 bis 3 ED 5 (bis 7) TS bevorzugen, viel trinken
Ambulant erworbene Pneumonie
Amoxicillin 50 mg/kg KG/T (max. 3 g) in 2 bis 3 ED 3 bis 5 TS bevorzugen, viel trinken
Mykoplasmen-Pneumonie
Doxycyclin 1. Tag: 4 mg/kg KG/T (max. 200 mg) in 1 ED
ab 2. Tag: 2 mg/kg KG/T (max. 100 mg) in 1 ED
7 bis 10 ab 9 Jahre, Einnahme ohne Milchprodukte, Lichtschutz
Clarithromycin 15 mg/kg KG/T (max. 1 g) in 2 ED 7 bis 10 bis 8 Jahre
Keuchhusten
Clarithromycin 15 mg/kg KG/T (max. 1 g) in 2 ED 7 ab 2. Lebensmonat
Azithromycin 10 mg/kg KG/T in 1 ED 5 nur im 1. Lebensmonat (in der Regel stationär)
Unkomplizierte Zystitis
Trimethoprim 6 mg/kg KG/T (max. 400 mg) in 2 ED 3 bis 5 lokale Resistenzlage beachten
Nitrofurantoin 5 mg/kg KG/T (max. 200 mg) in 2 ED 3 bis 5 bei fehlender Alternative, nicht geeignet bei Pyelonephritis
Fosfomycin 1×3 g (abends 2 h nach Mahlzeit), Miktion verzögern, 2 Tage Trinkmenge begrenzen 1 unkomplizierte Zystitis bei Mädchen ab 12 Jahren und > 50 kg KG
Borreliose
Doxycyclin 1. Tag: 4 mg/kg KG/T (max. 200 mg) in 1 ED
ab 2. Tag: 2 mg/kg KG/T (max. 100 mg) in 1 ED
14 bis 21 ab 9 Jahre, Einnahme ohne Milchprodukte, Lichtschutz
Amoxicillin 50 mg/kg KG/T (max. 3 g) in 3 ED 14 bis 21 bis 8 Jahre, TS bevorzugen, viel trinken
Tabelle 2: Antibiose bei häufigen Infektionen im Kindesalter; die Mittel erster Wahl stehen innerhalb der Gruppe an erster Stelle.

Ähnlich verhält es sich mit der Antibiose bei Keuchhusten. Die Autoren einer älteren Cochrane-Analyse von elf randomisierten kontrollierten Studien zur antibiotischen Therapie der Pertussis stellten fest, dass Antibiotika den klinischen Verlauf nicht beeinflussen (12). Laut der Arbeitsgruppe Antibiotic Stewardship ambulante Pädiatrie (ABSaP) der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) könnten Antibiotika den Krankheitsverlauf nur verkürzen, wenn die Therapie bis zum frühen Stadium convulsivum initiiert wurde. Indiziert sind Antibiotika laut ABSaP daher nur innerhalb von drei Wochen nach Hustenbeginn beziehungsweise bei positivem Erregernachweis (14, 15).

Bei einer Antibiose sind Patienten innerhalb von fünf Tagen nicht mehr ansteckend. Das ist laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) wichtig, um Infektionsketten zu unterbrechen (13).

Das Makrolid Erythromycin hat sich bei Keuchhusten bewährt. Vergleichbar wirksam sind Azithromycin und Clarithromycin (Tabelle 2). Heute ist meistens Clarithromycin das Mittel der Wahl. Säuglinge, die jünger als einen Monat sind, bekommen Makrolide nur mit Vorsicht, da es Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen oral verabreichtem Erythromycin oder Azithromycin und einer Hypertrophie des Magenausgangs (infantile hypertrophische Pylorusstenose) gibt. Babys in dem Alter werden in der Regel stationär behandelt (14, 15). Eine Alternative zu Makroliden ist Trimethoprim-Sulfamethoxazol (Cotrimoxazol) (15, 16).

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