Von Herzklopfen bis Flattern und Flimmern |
Herzrasen und -klopfen können Angst und Panik auslösen. Andere Patienten spüren Herzrhythmusstörungen wenig bis gar nicht. / Foto: Adobe Stock/Monstar Studio
Allein an Vorhofflimmern, der häufigsten Herzrhythmusstörung, leiden in Deutschland etwa 1,8 Millionen Menschen. Die Tendenz ist steigend, da Rhythmusstörungen mit höherem Alter vermehrt auftreten.
In Ruhe schlägt ein gesundes Herz zwischen 60 und 90 Mal pro Minute (Herzfrequenz oder Puls). Bei seelischer oder körperlicher Belastung kann der Puls durchaus bis auf 160 bis 180 steigen. Dieser kurzfristige Anstieg ist völlig normal. Nachts sinkt die Herzfrequenz auf 45 bis 55 Schläge/Minute ab, was entlastend für das Herz ist. Leistungssportler können nachts sogar einen Puls von nur 30 bis 35 Schlägen/Minute haben. Für »normal« trainierte Erwachsene ist eine Frequenz von 40 die absolute Untergrenze.
Pausen im Herzrhythmus (ab fünf Sekunden) äußern sich in Schwindel und Schwächeanfall bis hin zur Bewusstlosigkeit. Gefährlich ist ein schlagartiges Ansteigen oder Absinken des Pulses auf eine sehr hohe oder sehr niedrige Herzfrequenz.
Mit Ausnahme von angeborenen Herzfehlern sind Herzrhythmusstörungen keine primäre Erkrankung, sondern die Folge einer anderen Erkrankung. Dazu zählen Bluthochdruck, chronisches Koronarsyndrom (Koronare Herzkrankheit), Herzklappenfehler, Diabetes mellitus und Übergewicht.
Patienten beschreiben eine Unregelmäßigkeit im Herzrhythmus oft als Herzrasen, Herzstolpern oder »Aussetzer«. Sehr kräftige Herzschläge (Palpitationen) lassen das Herz »bis zum Hals schlagen« und rufen häufig Angst und Panik hervor. Kommen dann noch Luftnot, ein Engegefühl und Schweißausbrüche hinzu, steigert sich die Panik unermesslich. Viele fragen sich, ob ein Herzinfarkt vorliegt. Andererseits gibt es Patienten, die wenig bis gar nichts verspüren. Diese Arrhythmien werden zufällig entdeckt, wenn ein Blutdruckmessgerät häufiger »Error« anzeigt oder ein Routine-EKG auffällig ist.
Anhaltende Herzrhythmusstörungen müssen immer ärztlich abgeklärt werden. / Foto: Adobe Stock/Peakstock
Auch unter Stress, bei Nervosität oder Angstzuständen kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen, die jedoch meist nicht lange anhalten und daher eher harmlos sind. Treten Rhythmusstörungen häufiger auf, sind Symptome wie Schwindel, Benommenheit, Verwirrtheit, Luftnot, kurzer Bewusstseinsverlust, Ohnmacht oder Krampfanfälle ein Warnsignal. Dann sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Die Symptome sind nicht immer deutlich spürbar; der Übergang von sehr seltenen bis zu gehäuft auftretenden Ereignissen (somit ein Warnsignal) ist fließend.
Der Herzrhythmus entsteht durch eine Abfolge elektrischer Impulse, die Muskelkontraktionen bewirken. Daraus resultiert die mechanische Herzaktivität. Die Erregungsbildung im Herzen geht vom Sinusknoten, dem primären Schrittmacher des Herzens, aus und heißt Sinusrhythmus. Diese Nervenimpulse gehen weiter über den Atrioventrikularknoten (AV-Knoten) und werden über das His-Bündel auf die beiden Tawara-Schenkel verteilt. Die Purkinje-Fasern strahlen quasi in das Myokard aus und lösen die Kontraktion der Herzmuskulatur aus (Grafik).
Die elektrische Reizleitung im Herzen geht vom Sinusknoten aus und wird zum atrioventrikulären (AV) Knoten weitergeleitet. Von dort wird der elektrische Impuls in die linke und rechte Herzkammer geleitet und löst Muskelkontraktionen aus. / Foto: PZ/Stephan Spitzer
Die Anpassung, zum Beispiel an Stresssituationen oder bei sportlicher Leistung, geschieht durch endokrine und vegetative Steuerung, je nachdem, welche Herzleistung die Situation erfordert. Daher ist ein kurzfristig hoher Puls völlig normal und Zeichen der physiologischen, vegetativ gesteuerten Anpassung an die Situation.
Damit die medikamentöse Therapie leichter eingeordnet werden kann, ist es hilfreich, die verschiedenen Formen der Herzrhythmusstörungen zu kennen. Diese lassen sich systematisch beschreiben nach der Ursache der Störung, deren Lokalisation und der Herzfrequenz.