Von genesenen Covid-19-Patienten für die Impfung lernen |
Theo Dingermann |
24.08.2022 11:00 Uhr |
Generell plädieren die Studienautoren für das Vorhandensein eines Omikron-Antigens in einem angepassten Impfstoff. / Foto: Getty Images/David Talukdar
Neutralisierende Antikörper spielen eine Schlüsselrolle bei der schützenden Immunität gegen Covid-19. Da immer mehr unterschiedliche Varianten zirkulieren, wird verstärkt über die Antigen-Zusammensetzung von angepassten SARS-CoV-2-Impfstoffen diskutiert. Diesen Fragen kann man sich nähern, wenn die Muster von neutralisierenden Antikörpern bekannt sind, die durch Infektionen mit verschiedenen Virusvarianten induziert werden. Dieser Aufgabe haben sich Dr. Susanne L. Linderman vom Emory Vaccine Center der Emory University in Atlanta und Kollegen gestellt, die ihre Ergebnisse jetzt auf dem medRxiv-Preprint-Server publiziert haben.
In ihrer Studie bestimmten die Forschenden die Neutralisierungstiter von 187 im Zeitraum zwischen Juli 2021 und März 2022 hospitalisierten Covid-19-Patienten, die sich entweder mit Delta- oder Omikron-Stämmen infiziert hatten. Neutralisierungstiter wurden ermittelt gegen das Wildtyp-Virus (WA1) sowie gegen die Delta-, BA.1-, BA.2- und BA.5-Varianten. Die Patienten waren entweder ungeimpft (n=80) oder waren vor der Infektion mit einem mRNA-Impfstoff (n=100) oder einem Adenovirus-Vektor-Impfstoff (n=7) geimpft worden.
Ungeimpfte Patienten, die sich mit Delta infizierte hatten, zeigten eine dominante neutralisierende Antikörperreaktion gegen den Delta-Stamm mit nur geringen Titern an neutralisierenden Antikörpern (nAB) gegen WA1 und nochmal niedrigeren Titern gegen BA.1 und BA.2.
Bei geimpften Patienten, die sich mit der Delta-Variante infizierte hatten, lagen die Neutralisationstiter gegen Delta und WA1 in der gleichen Größenordnung. Allerdings waren auch bei diesen Patienten die nAB-Titer gegen BA.1 und BA.2 sehr schwach ausgeprägt. Diese Daten bestätigen die Immunfluchteigenschaften der Omikron-Varianten.
Ein auffallend anderes nAB-Muster zeigte sich bei Patienten, die sich mit Omikron infiziert hatten. Zwar waren die Titer-Spektren deutlich heterogener als bei den Patienten, die sich mit der Delta-Variante infiziert hatten. Allerdings zeigte sich ein klarer Trend zu einer breiteren und ausgewogeneren Antikörperreaktion mit ähnlichen Neutralisationstitern für Delta, BA.1 und BA.2.
Während bei geimpften Omikron-Patienten die Neutralisationstiter gegen den Impfstamm WA1 zu diesem Zeitpunkt mäßig höher waren (3-fach) als die Neutralisationstiter gegen BA.1 und BA.2, war das Verhältnis der BA.1- zu WA1-spezifischen Neutralisationstiter bei den Omikron-Patienten im Vergleich zu Delta-Patienten sowohl bei ungeimpften (19-fach) als auch bei geimpften Patienten (10-fach) signifikant höher. Dies zeigt, dass eine Omikron-Infektion tatsächlich die Bildung von Omikron-spezifische Antikörpern stark begünstigt.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.