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Virtueller Studierenden-Austausch mit Malawi

Im Rahmen des Kurses »Pharmacy in Global Health« an der Universität Tübingen hatten vier Pharmaziestudierende die Möglichkeit, an einem Online-Austausch mit afrikanischen Studierenden der University of Malawi teilzunehmen. Mit der PZ teilen die Studierenden aus Tübingen ihre Erfahrungen.
Austauschstudenten Blantyre-Tübingen
13.05.2021  09:00 Uhr
Virtueller Studierenden-Austausch mit Malawi

Bereits seit 2017 gibt es ein vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördertes Projekt, bei dem jeweils vier Pharmaziestudierende der Universität Tübingen beziehungsweise der Universität Malawi das pharmazeutische Institut im jeweils anderen Land besuchen und kennenlernen dürfen. Leider konnten die geplanten Reisen vergangenes Jahr aufgrund der Covid-19-Pandemie nicht stattfinden. Um dennoch den Kontakt und Austausch zwischen den deutschen und malawischen Pharmaziestudierenden zu ermöglichen, wurde auf Anregung des DAAD ein Online-Format auf die Beine gestellt. Darin sollten die Studierenden gemeinsam eine Projektarbeit erarbeiten, die sie anschließend im Rahmen des Wahlpflichtfaches »Pharmacy in Global Health« präsentieren durften.

Ende September 2020 fiel der Startschuss: Jedem von uns Tübinger Studierenden wurde ein malawischer Austauschpartner zugeordnet. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde auf Whatsapp begannen sofort rege Gespräche über sämtliche Kanäle. Nach einem anfänglichen »persönlichen« Kennenlernen tauschten wir uns bald über Alltagsfragen zum Leben als Pharmaziestudierende in den beiden Ländern aus. Schnell stellten wir fest, dass das Studium in Malawi wesentlich weniger laborpraktisch, aber dafür berufsorientierter aufgebaut ist, während Studierende in Deutschland mehr im Labor arbeiten und tiefere chemische Grundkenntnisse erwerben.

Unterschiede im Gesundheitssystem

Besonders interessant war es, das malawische Gesundheitssystem kennenzulernen, dessen Organisation auf den ersten Blick gar nicht so leicht zu durchschauen war, da es sich grundlegend vom deutschen System unterscheidet: Generell sind nur sehr wenige Menschen in Malawi krankenversichert. Das ist aber auch nicht zwingend notwendig, da die Mehrzahl der Gesundheitseinrichtungen staatlich organisiert ist und die Patienten umsonst behandeln, was den Staat wiederrum finanziell vor große Herausforderungen stellt. Die Medikamente werden im öffentlichen Sektor von einem großen staatlichen Großhändler (CMST = Central Medical Stores Trust) geliefert. Unsere malawischen Kommilitonen waren erstaunt, dass Medikamentenmangel in Deutschland selten ist und Medikamentendiebstahl kaum eine Rolle spielt. Für uns deutsche Studierende war hingegen der große Einfluss der »Traditional Healers« in Malawi eine ganz neue Information.

Spannend war auch, welchen Einfluss die Corona-Pandemie auf das tägliche Leben und auf das Gesundheitssystem in Malawi hat. In dem afrikanischen Land gibt es viel geringere Fallzahlen als in Deutschland. »In ländlichen Gegenden spürte man kaum etwas von der Pandemie. Das Leben ging ganz normal weiter«, erzählte uns Austauschstudent Chikondi Harrison. »In der Stadt hingegen nahmen die Bewohner vor allem im Laufe der zweiten Corona-Welle das Maskentragen langsam etwas ernster«, ergänzte er. Die Anzahl der Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern war zu dem Zeitpunkt sogar rückläufig, da niemand mit Covid-19 diagnostiziert werden wollte, um nicht von der Gesellschaft ausgegrenzt zu werden.

Kleinere Verständigungsprobleme bereiteten uns zu Beginn der starke malawische Akzent unserer Partnerstudierenden und auch die teils nur schlechte Internetverbindung. Dennoch wurde in der Zeit des Austausches öfter einmal aus einer kurzen Frage zur vorgesehenen Projektarbeit eine zweistündige Diskussion über verschiedenste Themen in Deutschland und in Malawi. Toll fanden wir die Möglichkeit, über eine Videokonferenz eine kleine Führung durch eine Krankenhausapotheke eines Distrikthospitals in Malawi zu bekommen.

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