Versender fordern Boni für alle |
Auch die deutschen Versender wollen Kunden im Internet mit Rabatten auf Rx-Arzneimittel locken. Foto: Imago/Westend61
Mit dieser Reaktion war zu rechnen: Der Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) sieht sich mit Blick auf die Reformpläne des Ministers im Nachteil. Zwar wird das bei den Versendern verhasste Versandhandelsverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel wohl nicht kommen. Dafür aber will Spahn ausländischen Versandapotheken weiterhin erlauben, Boni zu gewähren – wenn auch nur in eingeschränktem Rahmen.
Die Grenze soll demnach bei 2,50 Euro liegen. Hintergrund ist das umstrittene Urteil aus dem Oktober 2016, mit dem der Europäische Gerichtshof (EuGH) die Preisbindung für Versender aus dem EU-Ausland aufgehoben hatte. Nach Einschätzung des Bundesministeriums für Gesundheit sind die gedeckelten Boni eine angemessene Reaktion auf diese Entscheidung. Das sieht auch der BVDVA im Grundsatz nicht anders. Der Vorschlag entspreche der Vorstellung von Marktwirtschaft mit klaren Leitplanken, heißt es dort. Allerdings fehle noch ein wichtiger Zusatz, der klarstelle, dass ein 2,50-Euro-Rabatt pro Rx-Medikament »allen Apotheken ermöglicht wird«, so BVDVA-Chef Christian Buse. »Ein exklusives Konjunkturprogramm für Online-Apotheken in den Niederlanden kann nicht im Interesse der deutschen Politik und Apothekerschaft sein.«
Mit Blick auf das EuGH-Urteil fühlen sich nicht nur Präsenzapotheken, sondern auch die deutschen Versender seit nun mehr als zwei Jahren allein gelassen. Kunden kauften im Ausland, da deutsche Apotheken keine Rabatte anbieten dürfen, beklagt der BVDVA. »Dieser Wettbewerbsnachteil schadet dem Standort Deutschland und insbesondere den deutschen Apotheken, die auch Arzneimittelversand anbieten, massiv.«
Der Gesundheitsminister hatte den Apothekern als Ausgleich für die Vorteile des ausländischen Versandhandels Honorarerhöhungen in Aussicht gestellt. Demnach sollen 240 Millionen Euro über einen Strukturfonds gezielt in pharmazeutische Dienstleistungen fließen. Darüber hinaus will Spahn die Mittel im Notdienstfonds verdoppeln und zusätzlich weitere 15 Millionen Euro in die Versorgung mit Betäubungsmitteln stecken. Die Stärkung der Notdienste loben auch die deutschen Versender. Allerdings dürften die im BVDVA organisierten Apotheken von den angekündigten Mitteln tendenziell weit weniger profitierten als die reguläre Präsenzapotheke. Entsprechend kritisch sehen sie das Reformpaket.
Auch die ABDA setzt sich zurzeit kritisch mit den Vorschlägen des Ministers auseinander. Neben Chancen sieht die Standesvertretung durchaus Risiken in diesen Plänen. So hatte sie bereits befürchtet, dass die deutschen Versender Boni auch für den Markt hierzulande reklamieren und sich dabei auf eine mögliche Inländerdiskriminierung berufen könnten. Für die ABDA ist der Erhalt der Preisbindung in Deutschland hingegen das oberste Ziel. /