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Apothekenmarkt-Reform

Versender appellieren an politische Vernunft

Ein Ungleichgewicht zwischen in- und ausländischen Apotheken hält auch der Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) nicht für zielführend. Im Zweifelsfall will er sogar klagen. Wenig Verständnis hat der Verband für die ABDA-Forderung nach Gleichpreisigkeit, wie er gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung mitteilte.
Jennifer Evans
22.01.2019  12:14 Uhr

Grundsätzlich hält BVDVA-Chef Christian Buse die geplante Begrenzung der Rx-Boni für »sinnvoll und klug«. Eine entsprechende Deckelung für Boni ausländischer Versender in Höhe von 2,50 Euro plant Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in seiner Apothekenmarkt-Reform. Die Boni sollen in Zukunft dann angepasst werden, sollte hierzulande der Umsatz ausländischer Versender im Rx-Markt 5 Prozent übersteigen.

Buse leuchtet allerdings nicht ein, »warum Rx-Boni nur für Anbieter aus Holland gelten sollen und nicht auch für inländische Apotheken mit und ohne Versanderlaubnis«. Er setze auf politische Vernunft, dass nicht ausländische Standorte bevorteilt würden. Sollte Spahn jedoch die Benachteiligung inländischer Versandapotheken per Gesetz festschreiben, »müssen wir im Sinne unserer Unternehmen verfassungsrechtlich dagegen vorgehen«, sagte er.

Bei dieser Schieflage könnte das E-Rezept sogar noch wie ein Beschleuniger wirken, befürchtet Buse. »Wenn Kunden ihr Rezept einfach elektronisch einlösen können, werden sie das eher dort tun, wo sie Rabatte bekommen.«

An Rx-Boni an sich will Buse aber gar nicht rütteln. Er hält sie für gute Kundenbindungsinstrumente. Seiner Ansicht nach könnten sie auch für die Präsenzapotheken eine Option sein. Deshalb kann er die Kernforderung der ABDA nach Gleichpreisigkeit, auf die sich die Bundesvereinigung vergangene Woche als Reaktion auf Spahns Reformpläne in einem eigenen Papier geeinigt hatte, nur schwer nachvollziehen. Die Offizinen sind »dem Versandhandel nicht wehrlos ausgeliefert. Das ist ein Märchen«. Zumal das Paket des Gesundheitsministers weitere Entfaltungsinstrumente und neue Honorare für Dienstleistungen vorsehe. Den Apothekern hat Spahn insgesamt 375 Millionen Euro in Aussicht gestellt, 240 Millionen Euro davon sollen in die Honorierung zusätzlicher pharmazeutischer Dienstleistungen fließen.

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