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Diskussion um Booster-Impfung

Varianten-Impfstoffe vermutlich effektiver

Der Konflikt ist auch bei der FDA angekommen

Man rechnet damit, dass die US-Arzneimittelbehörde FDA – auch auf politischem Druck hin – zeitnah eine Auffrischimpfung empfehlen wird. Allerdings zeichnet sich ab, dass diese Entscheidung nicht einstimmig getroffen wird.

Zwei Wissenschaftler, die die Impfstoffabteilung der FDA leiten, erklärten, dass sie die Behörde im Herbst verlassen werden, unter anderem, weil sie die politische Einflussnahme missbilligen. Ihren Unmut über die Vorstöße von außen, auf eine Empfehlung zu einer Auffrischungsimpfungen zu drängen, bekundet eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern, zu der auch die scheidenden FDA-Beamten gehören, in einem Bericht, der in der Zeitschrift »The Lancet« veröffentlicht wurde. Ihre Studienanalyse kam zu dem Schluss, dass der Welt besser gedient wäre, wenn die Milliarden von Menschen auf der Welt, die noch nicht geimpft sind, durch Impfdosen geschützt würden.

»Unser vorrangiges Ziel bei dieser Pandemie war es, alle vermeidbaren Todesfälle zu verhindern«, sagt Dr. Soumya Swaminathan, leitende Wissenschaftlerin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Mitverfasserin der Studie. »Und da wir über die entsprechenden Mittel verfügen, sollten wir sie auch nutzen, um Todesfälle auf der ganzen Welt zu verhindern.«

Bekanntlich hat auch die WHO die Staats- und Regierungschefs der Welt aufgefordert, bis mindestens Ende des Jahres keine Auffrischungsimpfungen vorzunehmen, um 40 Prozent der Weltbevölkerung zu impfen. Statt diesem Aufruf zu folgen, haben bereits einige Länder, darunter auch Deutschland, damit begonnen, Angehörigen bestimmter Alters- und Risikogruppen Auffrischimpfungen zu empfehlen. Israel hat Auffrischungsimpfungen für alle über zwölf Jahre zugelassen und erwägt bereits eine vierte Dosis für seine Bevölkerung.

Ältere Menschen sind besonders schutzbedürftig

Bei älteren Menschen ist ein nachlassender Infektionsschutz allerdings ein zwingendes Argument für Auffrischungsimpfungen, betonen einige Wissenschaftler gegenüber der »New York Times«. Bei dieser Gruppe solle man immer proaktiv und nicht reaktiv vorgehen.

So hebt Professor Dr. Michel Nussenzweig, Immunologe an der Rockefeller University, hervor, dass eine Auffrischimpfung in der Allgemeinbevölkerung auch Übertragungsketten unterbreche. »Das wird letztlich verhindern, dass andere ins Krankenhaus gehen.«

Andere Experten stellten diese Prämisse infrage und erklären, es gebe keine Daten, die darauf hindeuten, dass der Rückgang der Übertragung signifikant genug wäre, um Auffrischungsimpfungen zu rechtfertigen. Zudem muss gerade auch für jüngere Menschen die Abwägung zwischen dem begrenzten Nutzen einer dritten Dosis und den generellen Risiken einer Impfung, darunter die Bildung gefährlicher Thrombosen oder Herzproblemen, deutlich positiv ausfallen, so die Forscher.

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