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Vektor-Impfstoff aus Oxford

Vakzine verhindert Pneumonie bei Makaken

Der Corona-Impfstoffkandidat der Universität Oxford befindet sich bereits in Phase III der klinischen Prüfung. Jetzt erscheinen präklinische Daten im Journal »Nature«, die viel, aber nicht nur Gutes verheißen.
Christina Hohmann-Jeddi
30.07.2020  18:00 Uhr

Der Vektor-Impfstoff ChAdOx1 nCoV-19, den die Universität Oxford zusammen mit Astra-Zeneca gegen das SARS-Coronavirus-2 entwickelt, ruft eine robuste Immunantwort hervor und senkt die Viruslast bei Makaken. Das berichten Dr. Neeltje van Doremalen vom US-National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) in Hamilton und Kollegen im Fachjournal »Nature« (DOI: 10.1038/s41586-020-2608-y). Die Vakzine konnte demnach Lungenentzündungen bei allen geimpften und anschließend bewusst infizierten Affen verhindern.

Um die Wirksamkeit des Impfstoffs zu testen, hatten die Forscher sechs Makaken mit einer einzigen Dosis geimpft und nach 28 Tagen SARS-CoV-2 ausgesetzt. Die Impfung konnte Schäden an der Lunge der Tiere effektiv verhindern und auch die Viruskonzentration in den Atemwegen im Vergleich zu Kontrolltieren deutlich senken. Weitere sechs Affen erhielten ein Impfschema mit einer zweiten Dosis der Impfung als Booster. Diese konnte die Immunreaktion noch steigern, schreiben die Forscher.

Die geimpften Tiere zeigten keine Anzeichen einer sogenannten immunverstärkten Erkrankung, eine Komplikation, die bei manchen präklinischen Studien mit Impfstoffkandidaten gegen den SARS-Erreger (SARS-CoV-1) beobachtet worden war. Damals war es durch eine Imbalance der Immunantwort (Th2-Polarisierung) zu verstärkter respiratorischer Krankheit gekommen. Dies sei bei ChAdOx1 nCoV-19 nicht zu beobachten gewesen, heißt es in der Publikation: Sowohl bei den immunisierten Affen als auch in Mausmodellen sei die Th1/Th2-Antwort sowie die zelluläre Immunantwort balanciert ausgefallen.

Etwas Wasser schütten die Forscher aber in den Wein: Die Freisetzung der Viren aus der Nase war bei den geimpften Affen und den Kontrolltieren gleich stark ausgeprägt. Dies könne bedeuten, dass die Impfung mit ChAdOx1 nCoV-19 zwar die Erkrankung verhindert, aber nicht die Übertragung des Erregers auf andere.

Bei ChAdOx1 nCoV-19 handelt es sich um einen Vektor-Impfstoff, der ein abgeschwächtes nicht replikationsfähiges Schimpansen-Adenovirus enthält, das genetisch so verändert wurde, dass es im Körper des Geimpften das Spike-Protein von SARS-CoV-2 exprimiert. Auf das Spike-Protein reagiert dann das Immunsystem. In einer Phase-I/II-Studie konnte bereits gezeigt werden, dass die Vakzine bei Menschen sowohl eine starke Antikörperbildung als auch T-Zell-Antwort auslöst. Inzwischen werden die Sicherheit und Wirksamkeit des Kandidaten in einer Phase-III-Studie in Brasilien untersucht, die bereits im Juni begonnen hat. Bis 1. Juli wurden laut van Doremalen und ihren Kollegen mehr als 8000 Probanden in die klinischen Studien aufgenommen.

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