Corona-Impfstoff aus Oxford glänzt in Phase I/II |
Daniela Hüttemann |
21.07.2020 11:40 Uhr |
Impfstoffe sollen unter anderem die Bildung neutralisierender Antikörper (links im Bild) gegen das SARS-Coronavirus-2 (rechts) auslösen. / Foto: Getty Images/selvanegra
Britische Medien berichteten bereits vergangenen Donnerstag über die vielversprechenden Daten. Wissenschaftlich veröffentlicht wurden sie am Montagnachmittag. Demnach kann der vektorbasierte Impfstoff mit dem Kürzel ChAdOx1 sowohl eine starke Antikörperbildung als auch T-Zell-Antwort auslösen. Ob die Impfung wirklich vor einer Infektion schützt, muss nun aber erst noch in einer Phase-III-Studie gezeigt werden. Diese läuft bereits in Großbritannien, Brasilien und Südafrika.
An der Phase-I/II-Studie, die in fünf Kliniken in Großbritannien durchgeführt wurde, nahmen 1077 gesunde Probanden im Alter von 18 bis 55 Jahren teil. Die Impfungen fanden zwischen dem 23. April und 21. Mai statt. Die Daten der ersten 56 Tage wurden nun ausgewertet, während die Beobachtung noch weiter läuft, sodass die Teilnehmer über insgesamt ein Jahr nachuntersucht werden. 543 Probanden erhielten den experimentellen Vektorimpfstoff gegen Covid-19; 534 Teilnehmer wurden als Kontrollgruppe gegen Meningokokken geimpft. Jeweils 56 beziehungsweise 57 Probanden jeder Gruppe wurden zudem gebeten, vor der Impfung und bis zu 24 Stunden nach dem Impfvorgang Paracetamol einzunehmen, um impfassoziierte Reaktionen zu reduzieren, denn der Covid-19-Impfstoff wurde in hohen Dosen gegeben, um eine starke Immunantwort auszulösen.
»Der neue Impfstoff ist ein viraler Vektor basierend auf einem Schimpansen-Adenovirus, der das Spike-Protein von SARS-CoV-2 exprimiert«, erklärt Studienleiter Professor Dr. Andrew Pollard von der Universität Oxford, wo der Impfstoff entwickelt wurde. Das Spike-Protein auf der Virushülle benötigt SARS-CoV-2, um an eine Wirtszelle zu binden und dort einzudringen. »Die Vakzine nutzt ein banales Erkältungsvirus, das Schimpansen infiziert und so abgeschwächt wurde, dass es keine Erkrankung beim Menschen auslösen kann«, so Pollard weiter. Es wurde gentechnisch so modifiziert, dass es den Bauplan für das Spike-Protein des Coronavirus enthält. »Das bedeutet, dass wenn das Adenovirus die Zellen der Geimpften entert, es dort den genetischen Code für das Spike-Protein liefert«, erklärt der Studienleiter. Daraufhin produzieren und präsentieren die menschlichen Zellen das Spike-Protein dem Immunsystem.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.