Therapiekontrolle für mehr Lebensqualität |
Ziel des Therapiemonitorings ist es, durch kontinuierliche Überwachung und Anpassung der medikamentösen Therapie die Patienten bestmöglich zu behandeln, belastende Symptome zufriedenstellend zu lindern und so die Lebensqualität zu verbessern.
Neu auftretende Symptome sollten immer auf einen möglichen Zusammenhang mit der Medikation überprüft werden, bevor weitere Medikamente angesetzt werden. Dabei sind UAW auf ein Minimum zu reduzieren, Indikationen einzelner Medikamente zu hinterfragen und komplizierte Einnahmeschemata zu vermeiden.
Eine gute Kommunikation zwischen den Versorgenden ist entscheidend, um Doppelverordnungen oder Verschreibungskaskaden zu verhindern, wie im Fallbeispiel am Ende des Artikels erläutert wird. Ebenso müssen Wünsche und Bedürfnisse der Patienten einbezogen werden, um ihre Autonomie zu erhalten. Öffentliche Apotheken übernehmen eine wichtige Rolle sowohl für Patienten und Angehörige als auch für die Versorgenden. Zudem sind Apotheken bei neuen belastenden Symptomen und deren Behandlung oft die ersten Ansprechpartner.
Ein Schwerpunkt des Therapiemonitorings gilt dem Management von Neben- und Wechselwirkungen. In der Palliativsituation ist die Abgrenzung zwischen Krankheitsfortschritt und Arzneimittelnebenwirkungen besonders herausfordernd. Dies birgt die Gefahr für Verschreibungskaskaden, also der Behandlung von UAW mit einem weiteren Medikament (10).
Symptome wie Übelkeit, Unruhe oder Obstipation können sowohl krankheitsbedingt als auch medikamenteninduziert sein. Beispielhaft sind in Tabelle 1 mögliche Ursachen für Übelkeit aufgeführt.
Ursachen | Beispiele |
---|---|
Medikamente | Antibiotika, Antikonvulsiva, Antirheumatika, Levodopa, Opioide, Zytostatika |
gastrointestinal | Ulkus, Gastroparese, Reflux, Darmobstruktion, gastrointestinale Infektionen |
metabolisch | Hypoglykämie, Hyperkalzämie, Leberversagen, Ketoazidose |
zentral | Hirntumore und -metastasen, Hirnblutung, Meningoenzephalitis, Migräne |
psychologisch | Angst, Depression, Stress, Ekel, antizipatorisch |
sonstige | Herzinsuffizienz, Strahlentherapie, paraneoplastisch*, Nierenkolik, Nahrungsmittel, Glaukom |
Ein weiteres Beispiel: Verhaltensänderungen wie Aggressivität, die durch Hirntumoren oder -metastasen verursacht sein können, treten als häufige Nebenwirkung von Levetiracetam auf, das seinerseits zur Behandlung epileptischer Anfälle aufgrund von Hirntumoren oder -metastasen eingesetzt wird. Dies verdeutlicht den schmalen Grat, den Behandelnde in der Abwägung von Risiken und Nebenwirkungen häufig gehen müssen.
Schwer kranke Menschen reagieren oft empfindlich auf Arzneimittel. Mitunter sind Nebenwirkungen aber auch hilfreich. / © Adobe Stock/CandyBox Images
Wirkstoffe mit anticholinerger Wirkung kommen beispielsweise zum Einsatz in der Parkinson-Therapie, zur Spasmolyse oder Sekretionshemmung. Häufige periphere Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit, Obstipation, Miktions- oder Sehstörungen sowie auf zentraler Ebene Erregung und Verwirrtheit bis hin zum Delir. Zur Einschätzung der anticholinergen Last, vor allem bei älteren Patienten, wurden verschiedene ACB-Scores (ACB: anticholinergic burden) entwickelt (11, 12). Diese sollen eine Orientierung bei der Auswahl und Kombination von Wirkstoffen bieten und helfen, die anticholinerge Last zu senken.