Taktgeber für den Stoffwechsel |
Als medikamentöse Behandlungsoption stehen Thyreostatika zur Verfügung. Dazu zählen Wirkstoffe vom Thioamid-Typ (Thiamazol und Carbimazol) sowie Propylthiouracil (PTU). Das Prodrug Carbimazol wandelt die Leber in das biologisch wirksame Thiamazol um. Die Arzneistoffe hemmen dosisabhängig das Enzym Schilddrüsenperoxidase, das für die Iodination von Tyrosin notwendig ist. Die Synthese an Hormonen sinkt. Ein zusätzlicher Effekt von PTU ist, dass es die Umwandlung von T4 zu T3 stört.
Einen anderen Wirkmechanismus hat Natriumperchlorat. Es hemmt spezifisch den Natrium-Iod-Symporter, sodass Iodid nicht mehr in die Schilddrüse gelangen kann. Es wird daher vor allem bei Patienten mit Schilddrüsen-Überfunktion gegeben, bei denen die Gabe iodhaltiger Kontrastmittel unvermeidbar sind.
Mittels Sonografie der Schilddrüse kann der Arzt die Größe und Struktur des Organs sowie die umliegenden Strukturen wie Lymphknoten und Blutgefäße beurteilen. / Foto: Adobe Stock/Andrey Popov
Wie die Wirkung treten auch die Nebenwirkungen der Medikamente dosisabhängig auf. Das Apothekenteam sollte den Patienten darauf hinweisen, dass Effekte frühestens sechs bis acht Tage nach Therapiebeginn bemerkbar werden. Das liegt daran, dass die Wirkstoffe keinen Einfluss auf die bereits produzierten und im Körper wirkenden Schilddrüsenhormone haben, deren Halbwertszeit bei etwa sieben Tagen liegt.
Betroffene sollen die Thyreostatika in der Regel zunächst ein Jahr lang einnehmen. Bei etwa der Hälfte der Patienten findet die Schilddrüse danach ins Gleichgewicht zurück (10).
Um Symptome der Hyperthyreose wie Tachykardie und Rhythmusstörungen speziell bei Patienten mit kardialen Risikofaktoren und Vorerkrankungen zu behandeln, kann der Arzt zusätzlich Betablocker verschreiben. Mittel der Wahl ist Propranolol, da es als Nebeneffekt auch die Umwandlung von T4 zu T3 hemmt.
Bei einem Rezidiv oder wenn eine Remission innerhalb von zwölf bis 18 Monaten nach Therapiebeginn ausbleibt, können eine Radioiodtherapie oder alternativ die operative Entfernung der gesamten Schilddrüse (Thyreoidektomie) angezeigt sein.
Bereits seit mehr als 50 Jahren wird [131I]Natriumiodid in der Radioiodtherapie eingesetzt (mehr zu Radiopharmaka lesen Sie im Beitrag SARS-CoV-2: Was sich in der Beratung ändert). Die Behandlung basiert auf der hochselektiven Aufnahme von freiem Iodid aus dem Blut in die Schilddrüse. Da sich Iod hier anreichert, aus dem übrigen Körper jedoch rasch ausgeschieden wird, bleibt die Strahlung exakt lokal beschränkt. Die Wirkung tritt verzögert nach sechs bis zwölf Wochen ein.
Die definitiven Therapien (Radioiodtherapie und Operation) empfehlen Ärzte in der Regel als Mittel der Wahl bei einer Schilddrüsen-Autonomie (5, 8, 9).