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Stumpfe Traumen

Sportsalben im Check

Muskuloskelettale Schmerzen und Entzündungsreaktionen durch Traumen, Überlastung oder Arthrose sind das Einsatzgebiet topischer Schmerztherapeutika. Drei Kriterien bestimmen, ob sie auch wirken: der Arzneistoff, seine Konzentration und die Galenik.
Elke Wolf
20.05.2022  08:00 Uhr

Topische nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) sind die Mittel der Wahl, wenn es um die Behandlung stumpfer Sportverletzungen oder akuter Schmerz- und Entzündungszustände an Muskeln und Gelenken etwa infolge einer Arthrose geht. Zwar ist der Placeboeffekt, den die Massage beim Einreiben der Zubereitung und gegebenenfalls die Kühlwirkung erzielen, nicht wegzudiskutieren. Dennoch gilt die analgetische Wirksamkeit von Diclofenac-, Ibuprofen-, Ketoprofen- oder Piroxicam-Topika als gesichert. Und: Sie ist gemäß verschiedenen nationalen und internationalen Leitlinien etwa zur Gonarthrose der oralen NSAR-Applikation vorzuziehen.

So sind 2017 Forschende bei einem Überblick aller Cochrane-Reviews zu topischen Analgtika bei akuten und chronischen Schmerzen zu dem Schluss gekommen, dass es gute Evidenz für topische Diclofenac- und Ketoprofen-Arzneimittel bei akuten Schmerzen gebe, es allerdings auf die genaue Formulierung der einzelnen Präparate ankomme. Ein Review mit 43 Studien aus dem »British Journal of Sports Medicine« aus dem Jahr 2018 besagt, dass durch ein Diclofenac-Pflaster der beste schmerzlindernde Effekt erzielt werden konnte, gefolgt von Gelen mit Ibuprofen, Piroxicam, Diclofenac und Ketoprofen. Die stärkste funktionsverbessernde Wirkung dabei hatte Piroxicam.

Klinische Studien, die die einzelnen NSAR miteinander vergleichen, liegen nicht vor; ebenso wenig ist die Datenlage nach den Ausführungen der Wissenschaftler der Cochrane Collaboration begrenzt, um konkrete Aussagen über die Vergleichbarkeit von topischer und oraler NSAR-Anwendung treffen zu können.

Für einen Therapieversuch spricht die gute Datenlage zur Sicherheit. Systemische Nebenwirkungen treten laut einem Review aus dem Jahr 2019 in »Drugs Aging« nach topischer NSAR-Anwendung nicht häufiger auf als unter Placebo. Lokale unerwünschte Wirkungen äußern sich vor allem als Hautirritationen wie Trockenheit, Kontaktdermatitis, Juckreiz und unter Ketoprofen selten auch als Photodermatitis. Letzteres war übrigens der Grund, die Substanz der Verschreibungspflicht zu unterstellen.

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