So geht’s kindgerecht |
Die völlig schmerzfreie Injektion existiert noch nicht und daneben steigt die Anzahl an Injektabilia vor allem bei chronisch erkrankten Kindern stetig an. Dabei steht weniger der objektiv entstandene Schmerz durch die Injektion im Vordergrund als die Angst, die zum großen Teil durch das Umfeld aufgebaut wird. Besonders wichtig ist daher, dass Eltern und Angehörige Sicherheit und Vertrauen ausstrahlen.
Eine ruhige, entspannte Atmosphäre ist die beste Voraussetzung für eine unkomplizierte Injektion. Kleine Kinder können zur Beruhigung auf den Schoß oder in den Arm genommen werden, auch älteren Kindern hilft häufig der Körperkontakt zu Angehörigen. Als Ablenkung während des Einstichs kann zum Beispiel Vorlesen, Singen oder eine Handpuppe dienen.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder Pen-Injektionen als weniger schmerzhaft empfinden, wenn sie durch eine Automatik gesteuert werden. Bei Spritzenangst helfen Injektionsvorrichtungen, bei denen die Kanüle nicht sichtbar ist. Die Anwendung von lokalanästhetischen Cremes oder Pflastern kann in Einzelfällen, zum Beispiel vor Blutentnahmen oder Impfungen, bei starker Angst eine Hilfe sein.
Da zugelassene Kinderarzneimittel in manchen Indikationsbereichen Mangelware sind, ist der Off-Label-Use keine Seltenheit. Dabei werden Arzneimittel eingesetzt, die nur für Erwachsene zugelassen sind. Pharmazeutisches Personal muss die Dosis überprüfen und auf potenziell problematische Hilfsstoffe achten. Nützliche Informationen bietet auch hier das Kinderformularium sowie das Buch »Pädiatrische Dosistabellen« (6).
Falls kein geeignetes Präparat zur Verfügung steht, bleibt die Möglichkeit einer Individualrezeptur. Allerdings stellt die Herstellung einer solchen Apotheker häufig vor die Herausforderung, valide Informationen für die Plausibilitätsprüfung zu beschaffen. Bewährte Quellen sind das NRF, Rezepturformularien ausländischer Arzneibücher und Rezepturvorschriften von Klinikapotheken.
Die Beratung von Eltern und Angehörigen pädiatrischer Patienten erfordert ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Empathie – und wird durch eine starke Kundenbindung belohnt. Sie erhöht die Arzneimitteltherapiesicherheit und hilft, sowohl die Compliance als auch die Therapietreue durch patientenindividuelle Lösungen, die in der pädiatrischen Pharmazie besonders wichtig sind, zu verbessern.
Christine Bender-Leitzig studierte Pharmazie an der Universität Heidelberg. Im Jahr 1998 erhielt sie die Approbation als Apothekerin und arbeitet seither als angestellte Apothekerin in verschiedenen öffentlichen Apotheken. Sie ist außerdem tätig als Referentin in Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie als Autorin verschiedener Fachbeiträge. Frau Bender-Leitzig besitzt die Weiterbildung für Offizinpharmazie, Geriatrie und Ernährungsberatung.