So geht’s kindgerecht |
Etwa ab einem Alter von sechs Jahren können Kinder feste Arzneiformen einnehmen. / Foto: Getty Images/Trevor Williams
Durchschnittlich ab dem Alter von sechs Jahren sind Kinder dazu in der Lage, feste Arzneiformen einzunehmen. Hierbei spielen Größe, Form und Überzug des Arzneimittels sowie der individuelle Entwicklungs- und Gesundheitszustand des Kindes eine entscheidende Rolle. Tabletten ohne Überzug sind für Kinder meist schwerer einzunehmen, da sie eher an der Schleimhaut anhaften und einen schlechten Geschmack tendenziell weniger maskieren.
Eine mögliche Lösung kann ein gelartiger Überzug sein, der direkt vor der Einnahme aufgelegt wird (Medcoat® Schluckhilfe). So gleitet die Tablette oder Kapsel leichter in den Rachen und ein unangenehmer Geschmack wird maskiert. Weiter kann die Einnahme durch das Einbringen in hochviskose Lebensmittel wie Apfelbrei, Wackelpudding oder Joghurt erleichtert sein. Allerdings sollte danach zusätzlich etwas getrunken und mögliche Inkompatibilitäten vorab durch die Apotheke abgeklärt werden.
Bei Schwierigkeiten mit der Größe der Arzneiform kann ein Größenvergleich mit anderen Lebensmitteln wie Gummibärchen helfen, die vom Kind problemlos geschluckt werden. Weitere Tipps zur Einnahme von Tabletten und Kapseln sind der »Tabletten-Flaschen-Trick« und der »Kapsel-Nick-Trick«, entwickelt von der Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie der Universitätsklinik Heidelberg (3).
Beim »Tabletten-Flaschen-Trick« wird die Tablette mit Wasser aus einer flexiblen Plastikflasche eingenommen. Der Patient legt sich die Tablette dazu auf die Zunge und nimmt einen großen Schluck aus der Flasche, wobei diese sich zusammenziehen muss. Auf diese Weise rutscht die Tablette leicht in den Rachen und lässt sich gut schlucken. Beim »Kapsel-Nick-Trick« wird die Kapsel auf die Zunge gelegt, dann ein Schluck Wasser genommen und der Kopf leicht vorgebeugt. Die Kapsel bewegt sich automatisch in Richtung Rachen und kann leicht geschluckt werden (Abbildung).
Foto: PZ/Stephan Spitzer
Insgesamt sind für Kinder möglichst kleine, überzogene, runde Arzneiformen leichter einzunehmen und sollten zum Beispiel bei der Auswahl aus mehreren Rabattarzneimitteln bevorzugt werden. Ist trotz aller Tricks und Tipps eine Einnahme nicht möglich, stellt sich die Frage des Zerkleinerns oder Mörserns. Hilfreiche Informationsquellen sind hier neben Fachinformationen die Informationen des ABDATA-Plus-X-Moduls und die durch die Universität Erlangen erstellte Online-Datenbank »Kinderformularium« (4).
Eine weitere Hilfestellung, um den Geschmack zerkleinerter Tabletten zu maskieren, bietet ein Reflexionspapier der Europäischen Arzneimittelagentur EMA aus dem Jahr 2005 (5). Hier sind verschiedene Geschmacksrichtungen vorgeschlagen, die den Geschmack eines Medikaments überdecken sollen. Bitterer Geschmack lässt sich demnach beispielsweise mit den Geschmacksrichtungen Kirsche, Schokolade, Grapefruit, Lakritz, Erdbeere, Pfirsich oder Himbeere maskieren. Manchmal reicht es auch aus, ein Arzneimittel möglichst kühl zu verabreichen; ein unangenehmer Geschmack wird so weniger stark wahrgenommen.
Suppositorien stellen eine der bevorzugten Arzneiformen im Säuglings- und Kleinkindalter dar. Mögliche Einnahmeprobleme, verursacht durch schlechten Geschmack, Erbrechen oder Schluckschwierigkeiten, können durch die rektale Gabe umgangen werden. Allerdings ist besonders bei älteren Kindern die individuelle Toleranz gegenüber einer rektalen Anwendung zu berücksichtigen. Die Gabe von Suppositorien sollte möglichst nach dem Stuhlgang erfolgen, um ein direktes Ausscheiden des Arzneimittels zu vermeiden. Das Zäpfchen kann zur Verbesserung der Gleitfähigkeit mit warmem Wasser befeuchtet oder kurz in der Hand erwärmt werden. Mit der stumpfen Seite zuerst in den After eingeführt, verbleibt das Zäpfchen besser im Mastdarm, das Einführen mit der Spitze voran kann hingegen eine Kontraktion des Schließmuskels auslösen. Suppositorien mit systemisch wirkenden Arzneistoffen werden bis hinter den Schließmuskel in den Mastdarm geschoben. Nach der Applikation hält man die Pobacken des Kindes kurz zusammengedrückt. Bei heißen Außentemperaturen sollten hartfetthaltige Suppositorien im Kühlschrank gelagert werden, denn das Schmelzen der Grundlage kann zum Absetzen von suspendiertem Wirkstoff führen. Vor der Applikation sollten die kalten Suppositorien in der Hand angewärmt werden.