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PhiP im HV

Selbstmedikation bei Schlafstörungen

Zugeschnitten auf Pharmazeuten im Praktikum widmet sich die neue PZ-Serie »PhiP im HV« beratungsintensiven Themen im Bereich der Selbstmedikation. Im ersten Teil geht es um Schlafstörungen.
Carolin Lang
20.11.2020  18:00 Uhr

Treten Probleme mit dem Einschlafen, Durchschlafen oder mit der Schlafqualität auf, fragen Betroffene häufig erst einmal in der Apotheke um Rat. Bei der Beratung sollte pharmazeutisches Personal den Ursachen für die Schlafstörungen nachgehen und erkennen, wann der Patient ärztlichen Rat einholen sollte. Dies ist angezeigt bei einer Schlafdauer unter sechs Stunden oder bei lang anhaltenden Störungen über drei bis vier Wochen hinaus. Auch dann, wenn als Auslöser eine unerwünschte Arzneimittelwirkung oder eine Grunderkrankung vermutet wird, sind die Grenzen der Selbstmedikation erreicht.

Eignet sich der Fall jedoch für die Selbstmedikation, sollte der Kunde zunächst einmal zur allgemeinen »Schlafhygiene« beraten werden. Gegebenenfalls kann das pharmazeutische Personal zusätzlich schlafunterstützende Medikamente empfehlen. Eine Selbstdiagnose oder ein Präparatwunsch des Kunden sollte pharmazeutisches Personal stets hinterfragen. Dabei dürfen einige »W-Fragen« im Beratungsgespräch nicht fehlen. Wie könnte das konkret bei einem Patienten mit Schlafproblemen aussehen? Ein Beispiel:

  • Wer hat die Schlafprobleme? Hier gilt es, potenzielle Risikogruppen wie Kinder, Ältere oder Schwangere zu erkennen.
  • Seit wann bestehen diese? Lang anhaltende Schlafstörungen können gesundheitliche Folgen wie Antriebslosigkeit oder eine erhöhte Infektanfälligkeit haben.
  • Wie äußern sich die Beschwerden? Hier gilt es, die Schlafdauer zu ermitteln und ob sich der Patient in seinem Alltag negativ beeinträchtigt fühlt.
  • Welche Medikamente nehmen Sie ein? Zahlreiche Medikamente können den Schlaf stören. Dazu gehören unter anderem Beta-Blocker, Anticholinergika oder Schilddrüsenhormone.
  • Was könnte der Grund für die Beschwerden sein? Die Gründe für Schlafstörungen sind zahlreich und können psychisch, körperlich oder durch äußere Umstände bedingt sein. Fragen nach der allgemeinen Schlafhygiene und Begleiterkrankungen wie Parkinson oder Depressionen können hier Aufschluss bringen.

Gängige Therapieoptionen

Pflanzliche Arzneimittel haben einen hohen Stellenwert bei der Therapie von Schlafproblemen im Bereich der Selbstmedikation. Baldrianwurzel, Hopfenzapfen, Lavendelblüten, Melissenblätter und Passionsblumenkraut kommen hier zum Einsatz. Vorteilhaft sind die vergleichsweise wenigen Neben- und Wechselwirkungen, die große therapeutische Breite und die Tatsache, dass kein Abhängigkeitspotenzial besteht. Außerdem werden weder Fahrtüchtigkeit noch Leistungsfähigkeit beeinflusst. Ein wichtiger Beratungshinweis zu pflanzlichen Präparaten ist, dass die Wirkung verzögert nach einigen Wochen eintritt – hier ist also Geduld gefragt.

Außerhalb der Verschreibungspflicht sind außerdem die H1-Antihistaminika zur Behandlung von Schlafstörungen von Bedeutung. Doxylamin und Diphenhydramin sind in der Selbstmedikation zur Kurzzeitbehandlung über maximal zwei Wochen von Schlafstörungen bei Erwachsenen zugelassen. Mit dem Wirkeintritt ist nach circa 30 Minuten zu rechnen. Die Einnahme sollte dementsprechend eine halbe bis eine Stunde vor dem Schlafengehen erfolgen. Bei der Abgabe sollte auf eine eingeschränkte Reaktionsfähigkeit sowie möglichen »Hangover«-Effekte hingewiesen werden. Tipp für die Praxis: genügend Zeit zum Ruhen (circa acht Stunden) einplanen. Alkohol ist während der Einnahme zu meiden. Aufgrund des umfangreichen Nebenwirkungsspektrums stehen die Wirkstoffe aktuell in der Diskussion: Der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht hat mehrheitlich empfohlen, die Wirkstoffe für Patienten ab 65 Jahren der Verschreibungspflicht zu unterstellen. Besonders in dieser Altersklasse, sollte die Abgabe daher kritisch hinterfragt werden.

DOs DON’Ts
Zu regelmäßigen Uhrzeiten zu Bett gehen und aufstehen. »Nickerchen« machen. Falls doch, dann maximal eine Viertelstunde.
Für günstige Schlafbedingungen wie ein ruhiges, abgedunkeltes, wohltemperiertes Schlafzimmer sorgen. (Hoher) Konsum von Alkohol, Koffein und Nikotin. Falls doch, einige Stunden Abstand zum Schlafengehen einhalten.
Bettzeiten auf die Schlafenszeit begrenzen. Größere Mahlzeit kurz vor dem Zubettgehen
Regelmäßige körperliche Aktivitäten während des Tages Anstrengende körperliche oder geistige Aktivitäten vor dem Schlafengehen
Zubettgehritual wie bewusstes Abschalten von Smartphones oder abendliches Teetrinken einführen. Bei nächtlichem Erwachen auf die Uhr oder das Handy schauen.
Schlafhygiene: Beispiele für Verhaltensweisen, die einen gesunden Schlaf fördern beziehungsweise verhindern.

Weitere Therapieoptionen

Neben pflanzlichen Präparaten und H1-Antihistaminika fragen Kunden teilweise auch nach Präparaten, die Melatonin und L-Tryptophan enthalten.

Das »Schlafhormon« Melatonin wird vor allem nachts von der Zirbeldrüse produziert und spielt eine wichtige Rolle bei der Steuerung der zirkadianen Rhythmen und des Schlafes. Es ist häufig bei Kunden mit Jetlag gefragt. Es sind  Melatonin-haltige Präparate ohne Rezept erhältlich, indem die Hersteller ihre Produkte als Nahrungsergänzungsmittel deklarieren.

Präparate mit L-Tryptophan, der biologischen Vorstufe von Serotonin, sollen einen möglichen Serotonin-Mangel beheben und so die Einschlaf- und Aufwachzeit verkürzen. Ein starker schlaffördernder Effekt ist bei der oralen Einnahme allerdings nicht zu erwarten. Sicherheitshalber darf L-Tryptophan nicht gemeinsam mit MAO-Hemmern oder SSRI eingenommen werden.

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