Selbstmedikation bei Blasenentzündung |
Ob Wasser, Säfte oder Tee – Hauptsache viel! Patienten mit Harnwegsentzündung sollten mindestens 1,5 Liter am Tag trinken. / Foto: Adobe Stock/satit
Umgehend zum Arzt, um sich ein Rezept für ein Antibiotikum abzuholen: Das ist zumindest bei leichten und mittelstarken Beschwerden durch einen Harnwegsinfekt oft nicht nötig. Nicht antibiotische Behandlungsmöglichkeiten und das Konzept der verzögerten Verschreibung seien akzeptierte und gewünschte Optionen, so die S3-Leitlinie »Brennen beim Wasserlassen« der Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Dies gilt für unkomplizierte Harnwegsinfekte.
Davon spricht man, wenn im Harntrakt keine relevanten funktionellen oder anatomischen Anomalien, keine relevanten Nierenfunktionsstörungen und keine relevanten Begleiterkrankungen/Differenzialdiagnosen vorliegen, die eine Harnwegsinfektion oder gravierende Komplikationen begünstigen. Bei Männern geht man stets von einer komplizierten Harnwegsinfektion aus. Zumeist keiner Behandlung bedarf eine asymptomatische Bakteriurie, also ein alleiniger positiver Nachweis von Bakterien im Urin ohne Beschwerden.
Ziel der Behandlung ist eine Besserung der akuten Symptome. Zur Linderung der Schmerzen kann ein Analgetikum zum Einsatz kommen, das auch entzündungshemmend wirkt, zum Beispiel Ibuprofen. In einer Studie, in der Ibuprofen bei Frauen mit unkomplizierten Harnwegsinfekten mit dem Antibiotikum Fosfomycin verglichen wurde, waren nach einer Woche 70 Prozent der Teilnehmerinnen, die Ibuprofen erhalten hatten, beschwerdefrei; in der Antibiotika-Gruppe waren es 80 Prozent (»British Medical Journal« 2015, DOI: 10.1136/bmj.h6544).
Ausreichende Trink- beziehungsweise Urinmengen von rund 1,5 Litern täglich sorgen für eine Durchspülung von Harnblase und -wegen. Unterstützen können dies Phytopharmaka aus beispielsweise Birkenblättern, Brennnessel- oder Goldrutenkraut. Lokal desinfizierend wirken Zubereitungen aus Bärentraubenblättern (nicht länger als vier Wochen anwenden) oder aus Meerrettichwurzel und Kapuzinerkressekraut. Auch Wärmeanwendungen können zur Linderung der Beschwerden beitragen. Bessern sich die Beschwerden nicht, ist ein Arztbesuch erforderlich.