Sehnervenschäden aufhalten |
PZ |
Clara Wildenrath |
10.04.2022 08:00 Uhr |
Für alle Glaukomformen gilt: Je früher die Erkrankung diagnostiziert und behandelt wird, desto höher ist die Chance, dass der fortschreitende Verlust des Sehvermögens aufgehalten werden kann. Die meisten Glaukome bleiben jedoch über lange Zeit symptomlos, weil das Gehirn die Lücken im Gesichtsfeld zunächst mithilfe der Bilder des anderen Auges kompensieren kann. Wenn die Betroffenen die typischen bogenförmigen Ausfälle wahrnehmen, sind im Schnitt bereits 40 Prozent des Sehnervs irreversibel zerstört.
In Studien zeigte sich, dass bei der Diagnose 10 bis 20 Prozent der Patienten nicht mehr fahrtauglich sind. Jedes Jahr erblinden etwa 1000 Menschen in Deutschland durch ein Glaukom. Mindestens doppelt so hoch ist das Erkrankungsrisiko bei Personen mit einer positiven Familienanamnese ersten Grades, starker Kurzsichtigkeit (über 4 Dioptrien) oder einer längeren Steroidtherapie. Ein leicht erhöhtes Risiko scheinen auch Diabetespatienten, insbesondere mit einer diabetischen Retinopathie, zu haben.
Die Diagnose eines Glaukoms beruht in erster Linie auf einer Untersuchung des Augenhintergrunds (Funduskopie) mit dem Augenspiegel oder einem Spaltlampenmikroskop. Der Sehnervenkopf zeigt dabei eine charakteristische verstärkte Aushöhlung (Exkavation), unter Umständen auch weitere Veränderungen wie Papillenrandblutungen oder Gewebeverluste am neuroretinalen Randsaum. Bei Bedarf kommen weitere bildgebende Verfahren hinzu.
In jedem Fall misst der Augenarzt zusätzlich den Augeninnendruck (Tonometrie). Eine okuläre Hypertension ohne Schädigung des Sehnervs ist noch keine Glaukomerkrankung, spricht aber für ein erhöhtes Risiko und kann eine drucksenkende Therapie rechtfertigen. Eine Gesichtsfeldprüfung gibt Aufschluss über funktionelle Sehverluste.