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Klinische Testung

Sechs vielversprechende Impfstoffe gegen das Coronavirus

Deutschland setzt auf mRNA-Impfstoffe

Aber auch Deutschland zählt zu den führenden Ländern in punkto Impfstoffentwicklung. Während die Tübinger Firma CureVac die klinische Testung ihres mRNA-Impfstoffs noch nicht begonnen hat, gab das Paul-Ehrlich-Institut am 23. April unter großem medialen Interesse die Genehmigung einer klinischen Prüfung des Kandidaten des Mainzer Unternehmens BioNTech bekannt. »Die vier verschiedenen Impfstoffvarianten enthalten uridinhaltige mRNA (uRNA), nukleosidmodifizierte mRNA (modRNA) sowie selbstamplifizierende mRNA (saRNA)«, erläuterte Dingermann. Insgesamt sollen rund 200 Probanden im Alter von 18 bis 55 Jahren an der Phase-I/II-Studie teilnehmen. Das Startup arbeitet mit seiner Technologie eigentlich an Krebstherapien, habe diese Forschung aber zugunsten einer Coronavirus-Vakzine derzeit zurückgestellt.

Last but not least hat die US-Firma Inovio aus Pennsylvania noch ein anderes Impfkonzept in die klinische Phase gebracht. Seit April testet es seinen DNA-Plattform-Impfstoff INO-4800. Auch hier gelte die Plattform als sicher, wie man von anderen Impfstoffkandidaten wisse. Dabei wird ringförmige DNA, in die ebenfalls der genetische Code für das Spike-Protein eingebaut ist, nicht klassisch in die Haut gespritzt wie bei den anderen Ansätzen, sondern soll per Elektroporation in die menschlichen Zellen gelangen. Das Unternehmen ist optimistisch, die Zulassung in den kommenden 12 bis 18 Monaten zu erreichen und will bis Ende des Jahres eine Million Dosen vorproduzieren.

Trotz der Entwicklung im Turbomodus werde auf die Sicherheit geachtet, beruhigte Dingermann. Vor allem die Immunreaktion, ob nicht zu viele oder falsche Antikörper und Abwehrzellen gebildet werden, sei im Fokus. »Andere mögliche Nebenwirkungen wie die Narkolepsie in einzelnen Gruppen wie beim Schweinegrippe-Pandemieimpfstoff kann man nicht voraussehen, gerade deswegen ist eine saubere Testung wichtig«, betonte der Pharmazieprofessor. Er vertraut auf eine schnelle, aber gründliche Prüfung durch die großen Zulassungsbehörden wie die EMA und die nationalen Arzneimittelbehörden der EU-Mitgliedsstaaten oder die FDA. Skeptischer sieht er Eilzulassungen weniger vertrauenswürdiger Drittstaaten.

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