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Metabolisches Syndrom

Raus aus der Falle

Das metabolische Syndrom wird zu Recht auch als tödliches Quartett bezeichnet, denn es erhöht das kardiovaskuläre Risiko deutlich. Koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt und Schlaganfall können die Folge sein. Umso wichtiger sind Primär- und Sekundärprävention. Was hilft wirklich?
Ilsabe Behrens
01.11.2020  08:00 Uhr

Vitamine: Fokus auf B und D

Eine ausreichende Versorgung mit verschiedenen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen wird beim metabolischen Syndrom besonders empfohlen. Zu den Vitaminen zählen vor allem die Stoffe aus dem B-Vitamin-Komplex, das heißt Vitamin B1, B6 und B12, sowie Vitamin D.

Mit zunehmendem Alter nimmt die Resorption der B-Vitamine aus der Nahrung ab. Sinkt die Zufuhr aufgrund einer Gewichtsreduktion, kann ein Mangel entstehen. Risikogruppen sind Senioren, Patienten mit Diabetes oder Herzinsuffizienz sowie Übergewichtige.

B-Vitamine sind unter anderem essenziell für die Glucose- und Energieversorgung aller Gewebe. Eine ausgewogene Ernährung sichert die Versorgung ausreichend. Wichtigste Quellen sind Fleisch, Getreide, Eier, Milch, Käse und Vollkornprodukte.

► Eine Supplementierung wird nur für Veganer oder bei sehr einseitiger Ernährung empfohlen. Da B-Vitamine selten zu 100 Prozent resorbiert werden, liegen die empfohlenen unbedenklichen Dosierungen im Schnitt fünfmal so hoch wie der durchschnittliche Tagesbedarf für Erwachsene (Tabelle).

Vitamin Tagesbedarf (mg)
B1, Thiamin 1 bis 1,2
B2, Riboflavin 1 bis 1,4
B3, Niacin 12 bis 15
B6, Pyridoxin 1,2 bis 1,5
B12, Cyanocobalamin etwa 4 µg
Tagesbedarf an B-Vitaminen bei Erwachsenen (10, 11, 12)

Die Synthesekapazität des Körpers für Vitamin D sinkt vom 30. bis 65. Lebensjahr um etwa 80 Prozent. Ältere Erwachsene haben daher ein höheres Risiko für einen Mangel. In Deutschland reicht die UVB-Strahlung vor allem im Winter nicht für die Vitamin-D-Synthese aus. Das beeinflusst den Knochenstoffwechsel und das Immunsystem negativ. Empfohlene unbedenkliche Dosierung: 1000 I.E./Tag für Erwachsene im Winter oder ganzjährig, wenn kein regelmäßiger, ausreichend langer Aufenthalt im Freien möglich ist.

Mineralstoffe und Spurenelemente

Magnesium: Ein Magnesiummangel spielt bei der Entstehung des Diabetes mellitus eine wichtige Rolle. Eine erniedrigte intrazelluläre Magnesium-(Mg-)Konzentration ist eine wesentliche pathophysiologische Ursache für die Insulinresistenz. Das Kation beeinflusst die Tyrosinkinase-Aktivität des Insulinrezeptors und die Signalweiterleitung in die Zelle. Diabetes-Patienten, die nicht optimal eingestellt sind, verlieren Mg renal durch die erhöhte osmotische Diurese und leiden daher an einem chronischen Mangel (7, 8). Daraus ergibt sich eine erhöhte Insulinresistenz sowie schlechtere Glucosetoleranz. Langfristig kommen eine diabetische Retinopathie und Polyneuropathie unter Mg-Mangel gehäuft vor.

► Eine Supplementierung kann die Symptome signifikant bessern (9). Empfohlen wird eine regelmäßige Einnahme von 300 mg Mg/Tag (als -orotat, -citrat oder -aspartat) (10).

Kalium: Da Mg für die zelluläre Kaliumverwertung verantwortlich ist, haben Menschen mit Diabetes stoffwechsel- oder medikationsbedingt (Gabe von Thiazid-Diuretika) häufig einen erhöhten Bedarf an Kalium (K). Ob und wie viel supplementiert wird, hängt vom individuellen Medikationsplan des Patienten ab und sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Es ist wichtig, die K-Gesamtaufnahme und die Verluste durch die Medikation zu kennen. Eine über die Bedarfsdeckung hinausgehende Gabe wird nicht empfohlen (10, 11).

Zink: Zink (Zn) ist Bestandteil zahlreicher Enzyme (Protein-Synthese, Wachstum und Entwicklung, Stoffwechsel, Immunsystem) und spielt eine zentrale Rolle im Kohlenhydrat-Stoffwechsel. Es ist für die Synthese, Speicherung und Sekretion von Insulin essenziell, da es für die Tertiärstruktur des Insulinmoleküls von Bedeutung ist und als Cofaktor der Superoxiddismutase fungiert. Durch Hyperglykämien und Proteinurie steigt sowohl bei Typ-1- als auch Typ-2-Diabetes die renale Zinkausscheidung. Je länger die Krankheitsdauer und je ausgeprägter die Niereninsuffizienz, desto größer sind die Verluste.

Zink kommt in Fleisch, Leber, Nüssen und Vollkorn vor. Ein Risiko für eine Unterversorgung haben neben Diabetes-Patienten auch Veganer, Kinder und Jugendliche, Senioren und Alkoholkranke.

► Bei Erwachsenen wird durchschnittlich eine Zufuhr von 10 mg/Tag empfohlen. Eine Supplementierung hängt folglich sehr stark von der individuellen Ernährung ab. Empfohlen werden zwischen 10 und 25 mg/Tag als gut bioverfügbare Salze wie Zinkorotat, -gluconat oder -aspartat (10).

Chrom: Chrom (Cr) kann die zelluläre Insulinwirkung über die Aktivierung des chrombindenden Oligopeptids Chromodulin verbessern, das nach Bindung an den Insulinrezeptor die Tyrosinkinase-vermittelte Weiterleitung des Insulinsignals ins Zellinnere ermöglicht. Daher sind Insulin-abhängige Stoffwechselprozesse auf Cr angewiesen. Ein Mangel kann zu Hyperglykämie und Hyperlipoproteinämie führen. Eine ausreichende Versorgung mit dem Spurenelement ist für Diabetes-Patienten somit wichtig. Ob eine darüber hinausgehende regelmäßige Zufuhr den Glucosestoffwechsel positiv beeinflussen kann, ist nicht abschließend geklärt.

Beim dreiwertigen Chrom gibt es einen relativ großen Sicherheitsabstand zwischen Bedarf und toxischer Wirkung. Der Bedarf wurde im Jahr 2000 auf 30 bis 100 µg/Tag geschätzt. Da aber selbst bei regelmäßiger Aufnahme von täglich 200 µg Chrom beim Menschen keinerlei Auffälligkeiten beobachtet wurden und die Toxizität des dreiwertigen Chroms gering ist, liegt die sichere Tageszufuhr durch NEM bei 60 µg/Tag.

Anders einzuschätzen ist Chrompicolinat zur Nahrungsergänzung. Mehrere Fallstudien am Menschen weisen auf eine Reihe nachteiliger Effekte hin. Da bislang keine genaueren Aussagen möglich sind, ist von Chrompicolinat als NEM abzuraten (10).

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