Push-ups für die Zellen |
Auch das Polyamin Spermidin gehört zu den neuen Lieblingen der Longevity-Anhänger. Ruge spricht von belastbaren Hinweisen, dass Spermidin auf eine vielfältige sanfte Weise die Langlebigkeit und auch die Gedächtnisleistung fördern kann. »Spermidin ist für unseren Stoffwechsel sehr wichtig. Es ist ein im gesamten Pflanzen- und Tierreich nicht weggemendelter Wirkstoff, der sanft die Autophagie anschiebt und zwar auch in Zellen, deren Autophagiekompetenz bereits deutlich abgesunken ist. Aber es ist keine Wunderdroge«, stellt Ruge klar.
Spermidin wird zu etwa einem Drittel – rund 12 Milligramm pro Tag – mit der Nahrung aufgenommen. Zu einem weiteren Drittel produziert es der Körper selbst und den Rest stellen die Darmbakterien her. Dennoch sinken ab dem 40./45. Lebensjahr die Serum-Spermidin-Spiegel ab. Über effektive Mengen zur Substitution scheiden sich die Geister. Während die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA als Höchstdosis pro Tag 6 mg ansetzt, raten Verbraucherzentralen von Spermidin zur Nahrungsergänzung ab. Die in Kapseln häufig angebotenen 1 Milligramm sind laut einer aktuellen Studie zur Kognition nicht ausreichend, berichtet Ruge. Deshalb setzt sie auf Spermidin-Kuren, in denen sie täglich 3 mg in Form von Pulver zuführt. Dazu nimmt sie Metformin ein, »ein stärkeres Fasten-Mimetikum als Spermidin«.
Sehen Sie dem Altern mit einer gewissen Furcht entgegen, Frau Ruge? »Ich habe davor eine große Ehrfurcht. Je mehr über unsere Zellphysiologie bekannt wird, was dabei mit den Jahren aus dem Gleis gerät und man sich nüchtern die Coolness der Evolution bewusst macht, die uns ab 30/40 auf Altern und Tod programmiert hat, desto mehr arbeite ich daran. Ich möchte mich dem Altern auch mental stellen mit einer großen Entspanntheit. Was ich tun kann, tue ich. Und ich tue viel, vor allem was Ernährung angeht. Aber ich muss lernen, dass das Ende unerbittlich auch für mich gilt.«
Anfang April erscheint Nina Ruges viertes Buch zum gesunden Altern. Im »Der Verjüngungsplan« geht sie der Frage nach, welche Gemüse- und Obstsorten, welche Kräuter, Nüsse und Samen besonders gesund sind. Was ist über deren Inhaltsstoffe bekannt? Welches enthält die meisten sekundären Pflanzenstoffe? Was bringt was? Dazu hat der auf pflanzliche Inhaltsstoffe spezialisierte Lebensmittelchemiker Professor Dr. Gunter Eckert die Hitliste der gehaltvollsten Gemüse-, Obst- und Hülsenfruchtsorten erstellt. Und der vegetarische Spitzenkoch Stephan Hentschel hat daraus alltagstaugliche und einfach nachzukochende Rezepte kreiert. Keines erfordert mehr als höchstens eine halbe Stunde Vorbereitung.