Phytotherapie bei Stoffwechselstörungen |
Die Droge indische Flohsamenschalen, gewonnen aus Plantago ovata Forssk. (Plantaginaceae), enthält zu etwa 85 Prozent wasserlösliche Schleim- und Ballaststoffe, die überwiegend aus stark verzweigten Arabinoxylanen bestehen. In Tagesdosen von 7 bis 20 g, aufgeteilt in bis zu drei Einzeldosen (2), binden sie im Darm Gallensäuren und verhindern deren Wiederaufnahme im Rahmen des enterohepatischen Kreislaufs. Dem entstehenden Mangel an Gallensäuren wirkt die Leber durch Neusynthese entgegen, wofür sie Cholesterol aus der Peripherie benutzt. Auf diese Weise wird der Cholesterolspiegel im Blut leicht gesenkt.
Flohsamenschalen / Foto: Adobe Stock/dima_pics
Laut Assessment Report der EMA (3) ergibt sich aus zahlreichen RCT, dass die Gesamtcholesterol-Konzentration im Blut durch die Anwendung von indischen Flohsamenschalen durchschnittlich um 4 bis 5 Prozent und das LDL-Cholesterol sogar um etwa 7 Prozent sinkt, wohingegen HDL nicht beeinflusst wird. Die Studienlage ist so eindeutig, dass der HMPC den Status »well-established use« vergibt. Der Ausschuss weist aber explizit darauf hin, dass es sich nur um schwache Effekte handelt. Zum Vergleich: Mit einer moderaten Statintherapie lässt sich die LDL-Konzentration um etwa 30 Prozent senken, mit einer intensiven Therapie um 50 Prozent und in Kombination mit PCSK9-Inhibitoren und Ezetimib sogar um gut 85 Prozent. In der HMPC-Monographie heißt es daher bewusst vorsichtig, indiziert »bei Patienten, bei denen eine erhöhte Ballaststoffzufuhr ratsam sein kann, beispielsweise adjuvant zur Diät bei Hypercholesterinämie«.
Der insgesamt schwache Effekt kann gerade bei Personen mit grenzwertig erhöhten Lipidspiegeln wertvoll sein, vor allem wenn es darum geht, ärztlich begleitet die Ernährungs- und Lebensweise als Basismaßnahme umzustellen. Laut einer Metaanalyse aus dem Jahr 2009 (4) baut sich der cholesterolsenkende Effekt erst im Verlauf vieler Wochen auf. Eine Kurzzeittherapie über wenige Wochen ist also nicht sinnvoll. Zudem sind Tagesdosen von 20 g empfehlenswert.
Ein wichtiger Hinweis bei der Abgabe in der Apotheke: Flohsamenschalen sind unbedingt mit ausreichend Flüssigkeit einzunehmen. Die Monographie gibt als Richtwert 30 ml Wasser pro Gramm Droge an. Die Einnahme soll nicht im Zeitraum von 30 bis 60 Minuten vor und nach der Einnahme weiterer Arzneimittel erfolgen, da Resorptionsveränderungen des Arzneistoffs möglich sind, wobei Schilddrüsenhormone, orale Antidiabetika oder Phenprocoumon besonders kritisch sind. Eine Umstellung auf eine erhöhte Ballaststoffzufuhr kann anfangs mit Blähungen einhergehen, die jedoch mit längerer Einnahmedauer verschwinden.