Phytopharmaka mit und ohne Evidenz |
In der S3-Leitlinie »Hämorrhoidalleiden« (AWMF-Registernummer 081–007) wird in puncto Phytotherapie lediglich darauf verwiesen, dass eine ballaststoffreiche Ernährung sowie Füll- und Quellstoffdrogen durch die Regulation der Stuhlkonsistenz die Symptomatik der Erkrankung bessern können. Erwähnt wird auch, dass diese Drogen nach einer Hämorrhoiden-Operation hilfreich sein können, um postoperative Schmerzen zu reduzieren.
Das HMPC führt die Indikation »symptomatische Linderung von Juckreiz und Brennen bei Hämorrhoiden« bei den Drogen Hamamelisrinde/-blätter und Eichenrinde auf und weist ihnen den TU-Status zu. Auch Kamillenblüten können eingesetzt werden, wobei die HMPC-Monographie (TU) nicht explizit auf Hämorrhoiden eingeht, sondern als Indikationsgebiet »Haut- und Schleimhautreizungen im Anal- und Genitalbereich« nennt. Als Anwendungsformen werden Sitzbäder, Suppositorien und halbfeste Zubereitungen genutzt.
Für die Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden werden zahlreiche pflanzliche Drogen und deren Zubereitungen eingesetzt. Die klinische Evidenz für ihre Verwendung ist recht heterogen: Einige Drogen sind gar nicht klinisch untersucht, ihr Einsatz erscheint aber plausibel, andere weisen sehr gute klinische Daten auf. Diese Datenlage sollte als Orientierung für die Beratung in der Apotheke genutzt werden.
Professor Dr. Robert Fürst studierte Pharmazie und erhielt 2001 die Approbation als Apotheker. Anschließend folgten Promotion und Habilitation (2011) im Fach Pharmazeutische Biologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit Ende 2012 hat Professor Fürst die W3-Professur für Pharmazeutische Biologie im Institut für Pharmazeutische Biologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main inne. Seit 2016 ist er Geschäftsführender Direktor des Instituts für Pharmazeutische Biologie, seit 2017 Prodekan des Fachbereichs Biochemie, Chemie und Pharmazie. Sein Forschungsschwerpunkt sind die molekularen Wirkmechanismen von Naturstoffen.
Dr. Ilse Zündorf studierte Biologie von 1984 bis 1990 an der Universität Erlangen. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Universität von Kentucky, Lexington, USA, wurde sie 1995 am Institut für Pharmazeutische Biologie der Universität Frankfurt promoviert. Zunächst als Akademische Rätin, seit 2001 als Akademische Oberrätin arbeitet sie am Institut für Pharmazeutische Biologie der Goethe-Universität Frankfurt. Ihre Forschungsthemen betreffen Herstellung und Charakterisierung monoklonaler Antikörper, Herstellung und Modifikation rekombinanter Antikörperfragmente sowie die Etablierung von zellulären Testsystemen zur Wirkstoffsuche.