Patienten sorgsam begleiten |
Schlafstörungen gehören zu den Nebensymptomen bei einer Depression. / Foto: Getty Images/amenic181
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind Depressionen weltweit die zweithäufigste Volkskrankheit. Als Ursache wird von einem multifaktoriellen Geschehen aus psychosozialen und biologischen Faktoren ausgegangen. Ausgeprägte Belastungssituationen wie schwere Erkrankungen, Verlust des Arbeitsplatzes oder eine Trennung können eine depressive Episode auslösen.
Immer noch werden die Beschwerden in der Gesellschaft unterschätzt. Kurzfristige Stimmungsschwankungen sind normal. Die affektive Störung der unipolaren Depression lässt sich davon klar abgrenzen. Zur Diagnosestellung einer Depression nach ICD-10 müssen mindestens zwei der drei Haupt- und mindestens zwei bis vier Nebensymptome vorliegen (Kasten). Für die Diagnosestellung wird eine Mindestsymptomdauer von zwei Wochen gefordert (1).
Je nach Kombination und Ausprägung der einzelnen Symptome wird eine leichte, mittelschwere oder schwere Depression diagnostiziert. Bei schweren depressiven Episoden können zusätzliche psychotisch-wahnhafte Beschwerden hinzukommen. Eine wiederholt auftretende Episode wird als rezidivierende depressive Störung eingeordnet.
Hauptsymptome:
• depressive Stimmung, Traurigkeit
• Interessenverlust, Freudlosigkeit
• Antriebslosigkeit, erhöhte Ermüdbarkeit
Nebensymptome:
• verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
• vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
• unbegründete Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
• negative Zukunftsperspektiven
• Suizidgedanken/-handlungen
• Schlafstörungen
• verminderter Appetit
• psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung
Eine Prognose ist schwer auszusprechen. So gibt es einmalige Episoden mit längerer oder kürzerer Krankheitsdauer und Chronifizierungen. Die unipolare Depression ist unbedingt therapiebedürftig, denn depressive Störungen stellen die häufigste psychische Ursache für Suizide dar (1).
Müde, antriebslos und grundlos traurig: Halten solche Symptome an, sollte eine Depression abgeklärt werden. / Foto: Getty Images/PhotoAlto/Frederic Cirou
Bei Patienten mit Depression lassen sich makroskopisch typische strukturelle Veränderungen in kortikalen und limbischen Regionen des Gehirns feststellen. Die Neuroplastizität, also die Verschaltung unter den Nervenzellen, ist unter der Erkrankung verringert. Depressive Menschen weisen eine Überstimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse auf. Fehlfunktionen zentraler Glucocorticoid-Rezeptoren werden dafür verantwortlich gemacht.
Auf Neurotransmitterebene sind die Systeme der Botenstoffe Serotonin, Noradrenalin und Dopamin am Krankheitsgeschehen beteiligt. Die Monoaminmangel-Hypothese basiert auf der Annahme, dass die depressiven Symptome mit einem Mangel an den genannten Neurotransmittern zusammenhängen. Mediziner sprechen heute eher von einer Dysbalance der Botenstoffsysteme.