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Neu gewählte ABDA-Präsidentin

Overwiening: »Ich habe Respekt vor der Aufgabe«

Seit ein paar Stunden steht fest: Gabriele Regina Overwiening wird ab Januar 2021 die Nachfolge von ABDA-Präsident Friedemann Schmidt antreten. In einem gemeinsamen Pressegespräch in Berlin sprachen die beiden über die Herausforderungen für den Berufsstand. Einig waren sie sich darin, dass die Apotheker noch selbstbewusster werden müssen.
Jennifer Evans
09.12.2020  17:52 Uhr

Ab Januar 2021 wird Gabriele Regina Overwiening für die nächsten vier Jahre die neue ABDA-Präsidentin sein. In einigen Punkten knüpft sie an die Arbeit des amtierenden Präsidenten Friedemann Schmidt an, wie sie beim heutigen gemeinsamen Pressegespräch im Anschluss an die ABDA-Mitgliederversammlung in Berlin betonte. Doch die Apothekerin aus dem nordrheinwestfälischen Reken hat sich selbst noch vieles mehr auf ihre Agenda gesetzt.

Friedemann Schmidt gab zunächst einen kurzen Abriss seiner Amtszeit, in die unter anderem das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG), das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zur Rx-Preisbindung sowie das Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz (VOASG) fiel. Im Fokus hat für Schmidt nach eigenen Angaben dabei immer das »heilberufliche Selbstbild« der Apotheker gestanden, das er stets mit dem Fremdbild in Einklang bringen wollte. Nicht zuletzt ist die Coronavirus-Pandemie in seinen Augen das beste »Argument für die Freiberuflichkeit«. Dadurch sei in der Krise ein autarkes Handeln des Berufsstands möglich gewesen, um die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Auch die zusätzlichen pharmazeutischen Dienstleistungen ins Leben zu rufen, hätte ihm immer sehr am Herzen gelegen. Umso mehr bedauert er nun, dass die Einführung dieser nicht mehr in seine Zeit als ABDA-Präsident fallen wird.

Schmidt: »Es stehen keine leichten Zeiten bevor«

Doch Schmidt setzt »volles Vertrauen« in seine »erfahrene Kollegin« und Amtsnachfolgerin Overwiening. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass ihr »keine leichten Zeiten« bevorstehen. Die Münsterländerin ist sich der »anspruchsvollen Aufgabe« sowie den »großen Erwartungen« an das neue Amt bewusst. Umso dankbarer ist sie für das große Vertrauen und den Rückhalt aus der Apothekerschaft. Die ABDA-Mitgliederversammlung wählte sie heute mit 92 Prozent der Stimmen. Das sei ein Ansporn, sagte sie. Kein Wunder: Overwiening hat sich viel vorgenommen: Die Digitalisierung mitgestalten, pharmazeutische Dienstleitungen zum Erfolgsmodell machen und das Wir-Gefühl des Berufsstands stärken. Auch will sie dafür kämpfen, dass »gesehen und honoriert wird«, was die Kollegen bereits jetzt täglich leisten. Und nicht zuletzt hat sie vor, der »beunruhigenden Bagatellisierung von Arzneimitteln« konsequent entgegenzuwirken. Erst kürzlich sagte sie der PZ: »Arzneimittel sind keine Bonbons – wir als Apotheker sorgen dafür, dass sie in erster Linie starke Helfer sind und nicht schaden.« Darüber hinaus ist es ihr wichtig, die Kommunikation zwischen Kammern und Verbänden zu verbessern, um eine »geeinte ABDA« zu schaffen. Doch sie gab zu, dieser Zusammenhalt bleibe »ein permanenter Prozess«.

Grundsätzlich sieht sie die Pandemie als Chance für die Apotheker, »die Kraft für ihr Selbstbewusstsein zu schöpfen«. Denn sie seien verlässlich, verantwortungsbewusst und unverzichtbar, wie »der Strom, der aus der Steckdose kommt«, hob sie hervor. Was die pharmazeutischen Dienstleistungen betrifft, erwartet sie im nächsten Jahr »schwere Verhandlungen« mit den Kassen, bevor das Geld für die Leistungen dann ab 2022  fließen kann. Die Angebote sollen Overwiening zufolge vor allem die Arzneimitteltherapiesicherheit stärken.

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