»Das war ein Unding, Herr Lauterbach!« |
Benjamin Rohrer |
16.11.2022 15:30 Uhr |
Niedersachsens Kammerpräsidentin Cathrin Burs hat sich darüber beschwert, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Apotheker nicht ausreichend angehört habe. / Foto: AK Niedersachsen
Seit etwa dreieinhalb Jahren ist Cathrin Burs, Apothekerin aus Braunschweig, inzwischen Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen. Burs´ Rede zur aktuellen politischen Lage übertrumpfte ihre bisherigen Kammer-Ansprachen in ihrer Deutlichkeit und Emotionalität.
Die Kammerpräsidentin attackierte insbesondere Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für seinen apothekenpolitischen Kurs. Die Erhöhung des Kassenabschlages sei ungerecht. »Mit Blick auf unseren unermüdlichen Einsatz während der Pandemie erscheint die Honorarabsenkung wie Hohn«, so Burs. Die loyale und verlässliche Zusammenarbeit mit der Politik bei der Bewältigung der vielen Aufgaben in der Pandemie scheine vergessen.
Burs adressierte den Minister direkt: »Herr Minister, wir sind zutiefst enttäuscht, wir fühlen uns mit unseren Sorgen nicht wahrgenommen. Die Kürzung der Vergütung empfinden wir als Bestrafung, wir sind demoralisiert und demotiviert.«
Doch Burs ist nicht nur inhaltlich enttäuscht wegen der GKV-Sparreform. Sie beschwerte sich auch über das zwischenmenschliche Vorgehen des Ministers. Man habe einen »respektvollen Dialog mit dem Minister« erwartet, um die faire Chance zu bekommen, die Erwartungen der Apothekerschaft einzubringen. »Vielmehr wurde uns der Gesetzentwurf vor die Füße geknallt. (…) Die Berufsvertretung wurde neun Monate lang ignoriert, bis zum Deutschen Apothekertag wurden wir zu keinem Gespräch eingeladen, das war ein Unding, Herr Lauterbach!«
Das Vertrauen der Apothekerschaft in den gemeinsamen Dialog sei erschüttert. Der Minister habe nun eine frühzeitigere Einbindung versprochen, man werde auf dieses Wort setzen, so die Präsidentin.
Burs bedankte sich wiederholt bei den Kammermitarbeiterinnen und -mitarbeitern für den Einsatz in zahlreichen politischen Gesprächen und richtete ihren Dank auch an die Apothekerinnen und Apotheker vor Ort, die Gesprächstermine mit Politikerinnen und Politikern hatten, um die Honorarabsenkung zu vermeiden.
Sie stellte klar, dass das Honorar nicht noch weiter abgesenkt werden dürfe, schließlich befinde sich die Vergütung seit Jahren in »rapider Abwärtsbewegung«. »Es gibt keine vermeintlichen Effizienzreserven!«, so die Präsidentin.