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Covid-19-Infektion

Omikron hat die kürzeste Inkubationszeit

Die Zeit zwischen einer Infektion mit SARS-CoV-2 und ersten Symptomen ist eine potenziell gefährliche Dunkelzone. Sie variiert laut einer Metaanalyse bei verschiedenen Virusvarianten. Die Inkubationszeiten zu kennen, ist unter anderem wichtig, um möglichst effizient zu therapieren und einen möglichst relevanten Isolationszeitraum festsetzen zu können.
Theo Dingermann
23.08.2022  10:30 Uhr

Nur vage Vorstellungen herrschen zur Inkubationszeit verschiedener SARS-CoV-2-Varianten. Dabei mangelt es nicht an Daten. Lediglich eine geordnete Übersicht lag bislang nicht vor. Diese liefert nun eine Metaanalyse, die Dr. Yu Wu und Kollegen vom Department of Epidemiology and Biostatics der School of Public Health an der Peking University in »JAMA Network Open« publiziert haben.

Diese Forschenden werteten insgesamt 142 Studien mit 8112 Patienten aus. Sie verwendeten dabei nur Arbeiten, in denen entweder die Inkubationszeit als ein primäres Ziel für die Studie definiert war, die Inkubationszeiten mehrerer Gruppen in derselben Studie analysiert wurden oder nur die Gruppe mit der größten Studienpopulation eingeschlossen wurde. Das Hauptkriterium der Metaanalyse, die Inkubationszeit, wurde definiert als die Zeit vom Auftreten der Infektion bis zum Auftreten von Anzeichen und Symptomen oder dem ersten positiven Test.

Bei den 142 eingeschlossenen Studien ergab eine Qualitätsbewertung, dass 45 Studien als starke, 82 als mäßige und 15 als schwache Studien einzuschätzen sind. 93 Studien (65,5 Prozent) wurden zwischen Januar und März 2020 durchgeführt, die meisten (76,1 Prozent) in China. Die anderen Studien enthielten Daten aus Südkorea, Frankreich, Japan, Singapur, Indien, Vietnam und Australien. 119 Studien (83,8 Prozent) schlossen Patienten ein, die mit dem Wildtyp-Stamm infiziert waren. Fünf Studien (3,5 Prozent) berichteten über Infektionen mit den multiplen Stämmen und elf Studien (7,7 Prozent) mit einem unbekannten Stamm.

Im Schnitt 6,57 Tage Inkubationszeit

Die gepoolte Inkubationszeit betrug 6,57 Tage und reichte von 1,80 bis 18,87 Tagen. Basis für die Analyse variantenspezifischer Auswertungen waren eine Studie mit 6374 Patienten zur Alpha-Variante, eine Studie mit lediglich zehn Patienten zur Beta-Variante, sechs Studien mit 2368 Patienten zur Delta-Variante und fünf Studien mit insgesamt 829 Patienten zur Omikron-Variante.

Für die Alpha-Variante betrug die mittlere Inkubationszeit 5,00 Tage. Für die Beta-Variante wurde eine mittlere Inkubationszeit von 4,50 Tagen und für die Delta-Variante von 4,41 Tagen ermittelt. Die mit 3,42 Tagen kürzeste Inkubationszeit hatte die Omikron-Variante.

Bezogen auf das Alter der infizierten Patienten zeigte sich folgendes Bild: Die mittlere Inkubationszeit betrug 7,43 Tage für Patienten, die älter als 60 Jahre als waren, wohingegen Kindern unter 18 Jahren erst 8,82 Tage nach der Infektion erste Symptome zeigten. Waren die Patienten eher leicht erkrankt, ergab sich mit 6,99 Tagen eine minimal längere Inkubationszeit als bei Patienten mit einem schwerem Covid-19-Verlauf, bei denen im Mittel 6,69 Tage vom Zeitpunkt der Infektion bis zum Auftreten erster Symptome vergingen.

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass für verschiedene SARS-CoV-2-Varianten unterschiedliche Inkubationszeiten charakteristisch sind. Dies kann für eine datenbasierte Einschätzung von Quarantänezeiten, für die Untersuchung zu lokalen Epidemien und für Maßnahmen zur Ermittlung von Kontaktpersonen sehr hilfreich sein.

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