Neues zur COPD-Therapie |
Ein häufiges Problem ist der Wechsel des Inhalationssystems. Wenn der Arzt auf dem Rezept »aut idem« durchgestrichen hat, gibt das Apothekenteam das erprobte Inhalationssystem ab, das für die Bedürfnisse des Patienten am bisher besten geeignet war.
Wenn »aut idem« offenbleibt, muss je nach Rabattvertrag ein entsprechendes Inhalationssystem ausgesucht werden. Das ist bei einem Wechsel innerhalb der Inhalatortechnik meist unproblematisch, schwierig aber bei einem Austausch zwischen Dosieraerosol und Pulverinhalator. Viele Patienten kommen nach erneuter Instruktion damit zurecht. Ist dies nicht gewährleistet, sollte der Apotheker pharmazeutische Bedenken im Sinn des Rahmenvertrags erwägen und den zuständigen Arzt informieren.
Der unspezifische Phosphodiesterase-(PDE)-Hemmer Theophyllin ist aus den Therapieempfehlungen ganz verschwunden. Bei COPD-Patienten mit häufigen Exazerbationen trotz leitliniengerechter inhalativer Therapie sollte der selektive PDE-4-Hemmer Roflumilast zusätzlich gegeben werden. Dies kann die Häufigkeit der Exazerbationen um etwa 22 Prozent reduzieren. Auch bei Patienten mit Eosinophilie kann die Erkrankung besser stabilisiert werden. Es gibt Hinweise auf eine additive antientzündliche Wirkung mit LABA. Dosislimitierend sind unerwünschte Wirkungen am Gastrointestinaltrakt und der Gewichtsverlust.
Orale Glucocorticoide sind in der Dauertherapie zu vermeiden, bei COPD-Exazerbationen jedoch wichtig. Dieses Thema wird die NVL später behandeln. Als Dauertherapie verhindern sie den ungünstigen Verlauf der COPD nicht, aber die unerwünschten Wirkungen sind erheblich. Man sollte daher versuchen, orale Glucocorticoide nach einer Exazerbation möglichst bald wieder abzusetzen.
Im Einzelfall kann eine prophylaktische Antibiotikagabe die Häufigkeit der Exazerbationen bei schwergradiger COPD reduzieren. Generell empfohlen wird dies wegen der geringen wissenschaftlichen Evidenz jedoch nicht.
Überwiegen die bronchitischen Beschwerden mit Hypersekretion, kann man Mukolytika einsetzen. Die Symptomatik und Exazerbationsrate können sich verbessern; das Fortschreiten der COPD wird nicht wesentlich beeinflusst.
Wenn die Komorbiditäten eine Behandlung mit Betablockern erfordern, spricht bei leicht- bis mittelgradiger COPD nichts dagegen. Da bei einer Studie mit Metoprolol vermehrt Exazerbationen bei schwerer COPD auftraten, wurde sie abgebrochen. Die Indikation zu Betablockern ist also streng zu stellen.
Bisher gibt es keine medikamentöse Therapie des Lungenemphysems bei COPD-Patienten. Hier kommt es zur Zerstörung und Überdehnung der Lungenbläschen (Alveolen), an denen der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid stattfindet. In der Folge ist die Ausatmung erschwert und die Lunge zunehmend überbläht. Bei Anstrengung fällt die arterielle Sauerstoffsättigung ab.
Bei leichter COPD kann das Fortschreiten des Emphysems durch körperliches Training und Rauchverzicht verhindert werden. Da Lungengewebe beim Erwachsenen nicht nachwächst, bleibt es beim vorhandenen Schaden. Operative und interventionelle Verfahren reduzieren das Lungenvolumen in extrem emphysematischen Arealen. So versucht man, die weniger geschädigten Bereiche besser zu belüften. Lungentransplantationen kommen wegen der vielen Komorbiditäten nur ausnahmsweise in Betracht.
Ein Sonderfall ist das Lungenemphysem beim sehr seltenen hereditären Alpha-1-Antitrypsin-Mangel. Hier kann eine Substitutionsbehandlung das Fortschreiten des Emphysems aufhalten.