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Esketamin

Nasenspray gegen schwere Depression

Die Major Depression ist eine hoch belastende psychische Erkrankung. Es gibt zwar eine ganze Reihe von Antidepressiva, deren Wirkung aber verzögert eintritt. Zudem sprechen viele Patienten nicht an. Für therapieresistente depressive Patienten ist nun ein neues, rasch wirksames Medikament auf dem Markt: Esketamin-Nasenspray.
Brigitte M. Gensthaler
05.06.2021  16:00 Uhr

Das Esketamin-Nasenspray (Spravato® 28 mg Nasenspray, Lösung; Janssen) ist indiziert bei Erwachsenen mit therapieresistenter Major Depression, die in der aktuellen mittelgradigen bis schweren depressiven Episode auf mindestens zwei antidepressive Therapien nicht angesprochen haben. Es dient zudem als Akutbehandlung zur schnellen Reduktion depressiver Symptome, die nach ärztlichem Ermessen einem psychiatrischen Notfall entsprechen. In beiden Indikationen wird es immer mit einem selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) kombiniert. Die EU-Zulassung wurde bereits im Dezember 2019 erteilt.

Über den Einsatz des Esketamin-Nasensprays muss ein Psychiater entscheiden. Der Patient wendet es in einer Klinik oder Arztpraxis unter Aufsicht von medizinischem Fachpersonal selbst an. Ein Einmal-Applikator enthält 28 mg Esketamin, die auf zwei Sprühstöße aufgeteilt werden (ein Sprühstoß pro Nasenloch).

Dosierung nach Alter und Indikation

Die empfohlene Anfangsdosis beträgt ein oder zwei Sprühstöße in jedes Nasenloch (Menschen unter 65 Jahren beginnen mit 56 mg, ältere mit 28 mg) am ersten Tag. Danach folgen vier Wochen lang zweimal wöchentlich ein, zwei oder drei Sprühstöße in jedes Nasenloch. Wenn sich die Depression bessert, sollte das Nasenspray in den folgenden vier Wochen in gleicher Dosierung einmal wöchentlich und dann mindestens sechs Monate lang einmal pro Woche oder alle zwei Wochen angewendet werden.

In der Akutbehandlung eines psychiatrischen Notfalls im Rahmen einer Major Depression beträgt die Dosierung 84 mg zweimal wöchentlich für vier Wochen (als Teil eines umfassenden klinischen Behandlungsplans). Eine Reduktion auf 56 mg ist möglich. Danach wird die Therapie mit oralen Antidepressiva fortgesetzt. Der Notfalleinsatz wurde bei Patienten ab 65 Jahren nicht untersucht.

Die Dosierung gilt auch bei eingeschränkter leichter oder mittelschwerer Leber- oder Niereninsuffizienz. Beim Absetzen der Medikation ist kein Ausschleichen nötig.

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