Mut zur Chance |
BAK-Vorstandsmitglied Hannes Müller, ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und CDU-Gesundheitspolitiker Roy Kühne (von links). / Foto: PZ/André Wagenzik
PZ: Apotheker sollen künftig in Modellprojekten gegen Grippe impfen dürfen, so sieht es das Masernschutzgesetz vor. Was halten die Apotheker von der neuen Möglichkeit? Und was waren die politischen Beweggründe für diese Regelung?
Schmidt: Wir sehen hier das Ergebnis eines langen Prozesses. Über die Jahre sind wir immer wieder mit Forderungen aus den eigenen Reihen konfrontiert gewesen, in deutschen Apotheken Impfungen anbieten zu dürfen. Und im Zuge der Entwicklungen in anderen europäischen Ländern in den vergangenen Jahren wurde zudem immer deutlicher, dass das Verbot hierzulande eigentlich ein Anachronismus ist. Wir wollten die Konfliktlinie zu den Ärzten nicht überschreiten. Jetzt ist die Politik aktiv auf uns zugekommen und will mit uns gemeinsam den ersten Schritt machen. Die Reaktionen aus dem eigenen Berufsstand sind zwar sehr gespalten, die meisten begrüßen diese Möglichkeit aber grundsätzlich. Das war auch der Tenor in der ABDA-Mitgliederversammlung Mitte Dezember. Wir wollen alles tun, damit die Apotheker diese Chance nutzen.
Müller: Ich halte diese Möglichkeit für eine echte Chance für die Apotheker. Die Impfquoten in Deutschland sind aktuell sehr schlecht. Wir können dazu beitragen, diese Quoten zu steigern. Die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass dies nicht nur gelingt, wenn der Apotheker impft, sondern bereits dann, wenn er in irgendeiner Form beteiligt wird, etwa als Berater oder Impfpass-Checker. Es ist wichtig für die Apotheker, dass sie in diesem Bereich eine stärkere Rolle einnehmen.
Kühne: Wir sehen ja, was international möglich ist. Ich möchte die Apotheker nicht wie einen Mercedes ausbilden und dann als Trabbi einsetzen. Das Studium ist viel zu anspruchsvoll, um hinterher nur Medikamente über den HV-Tisch zu reichen. Wir sprechen hier über hoch qualifizierte Menschen, da ist es für uns schon allein aus volkswirtschaftlicher Sicht geboten, diese Ressourcen auch abzurufen. Wir brauchen politisch mehr Mut, die Aufgaben im Gesundheitssystem auf mehrere Schultern zu verteilen. Die aktuelle Versorgungssituation zwingt uns praktisch dazu.