mRNA-Impfstoffe induzieren leicht unterschiedliche Immunantworten |
Theo Dingermann |
31.03.2022 14:00 Uhr |
Antikörper binden mit ihren variablen Domänen bestimmte Epitope. Der konstante Teil Fc kann an Fc-Rezeptoren auf Immunzellen binden und diese aktivieren. / Foto: Shutterstock/Kateryna Kon
In vielerlei Hinsicht ähneln sich Spikevax (mRNA1273) von Moderna und Comirnaty (BNT162b2) von Biontech/Pfizer. In der Praxis werden allerdings subtile Unterschiede zwischen den beiden zugelassenen mRNA-Impfstoffen gegen Covid-19 immer deutlicher.
So scheint die Effektivität von Spikevax, das in einer Dosis von 100 µg mRNA verimpft wird, marginal besser zu sein als die von Comirnaty, das mit 30 µg mRNA niedriger dosiert ist. Ziemlich deutlich konnte zudem beobachtet werden, dass die messbaren Antikörpertiter im Fall von Spikevax stabiler waren als die nach einer Comirnaty-Impfung. Allerdings sind Auffrischimpfungen in beiden Fällen erforderlich. Hinsichtlich der Verträglichkeit scheint hingegen Comirnaty besser abzuschneiden als Spikevax, was dazu geführt hat, dass eine Impfung mit Spikevax nicht mehr für Menschen unter 30 Jahren empfohlen wird.
Eine neue Studie, die jetzt im Fachjournal »Science Translational Medicine« erschienen ist, hat die Unterschiede in den Immunantworten untersucht, die durch die mRNA-Impfstoffe induziert werden. Dazu schauten sich Forscher um Dr. Paulina Kaplonek vom Ragon Institute of MGH, MIT and Harvard in Cambridge, USA, die Bindung der gebildeten Antikörper und die funktionelle Kapazität der humoralen Immunantworten genauer an.
An Serumproben von 73 Krankenhausmitarbeitern, von denen 28 zwei Dosen des Moderna-Impfstoffs und 45 zwei Dosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffs erhalten hatten, konnte das Team zunächst noch einmal bestätigen, dass beide Impfstoffe robuste humorale Immunantworten gegen SARS-CoV-2 und alle besorgniserregenden Varianten (VOC) auslösen. Unterschiede fanden sich allerdings besonders bei epitopspezifischen Reaktionen. So induzierte Spikevax höhere Titer bestimmter Typen spezifischer IgA-Antikörper. Diese IgA-Antikörper waren gegen die Rezeptorbindedomäne (RBD) und gegen die N-terminale Domäne des Spike-Proteins gerichtet. Die Frage, ob dies auch mit einem höheren Infektionsschutz verbunden ist, mussten die Wissenschaftler für den Moment noch unbeantwortet lassen. Die Titer der bindenden IgG- und IgM-Antikörper unterschieden sich aber nicht.
Zudem waren nach einer Impfung mit Spikevax auch die Titer von Antikörpern erhöht, die die Phagozytose von Neutrophilen und die Aktivierung natürlicher Killerzellen auslösen. Dies deutet auf Unterschiede in den Effektorregionen (Fc) der Antikörper hin, die entweder nach einer Impfung mit Spikevax oder mit Comirnaty induziert wurden. Durch diese Funktionen erhöht sich die biologische Effektivität von Antikörpern deutlich, da so in die Abwehr des Pathogens auch andere Komponenten des Immunsystems wie neutrophile Lymphozyten und Killerzellen mit eingebunden werden.
Besonders deutlich wurden die Unterschiede, wenn die Antikörper aus den Serumproben entfernt wurden, die an die RBD binden. Dann ließen sich die unterschiedlichen Rollen der nicht RBD-spezifischen Antikörper-Effektor-Funktionen klar erkennen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.