Mäßige Prognose trotz neuer Therapien |
Ein Ovarialkarzinom bleibt lange Zeit asymptomatisch, was eine Früherkennung schwierig macht. In Fall-Kontroll-Studien gab eine Mehrheit der betroffenen Frauen im Nachhinein unspezifische Symptome an, die jedoch weitverbreitet und nicht spezifisch für das Ovarialkarzinom sind. Dies waren vorrangig abdominelle Beschwerden, Zunahme des Bauchumfangs, Völlegefühl, Blähungen oder eine Zunahme der Miktionsfrequenz (8).
Besonders wenn solche Symptome jenseits des 50. Lebensjahrs anhaltend und in Kombination auftreten, sollte eine weitergehende Abklärung erfolgen. Hier kann das pharmazeutische Personal einen Beitrag leisten und den Frauen einen Besuch beim Gynäkologen anraten. Dieser wird bei entsprechendem Verdacht zunächst eine Spiegel- und Tastuntersuchung sowie einen transvaginalen Ultraschall vornehmen. Weitere bildgebende Verfahren (Computer-, Magnetresonanz- und Positronenemissionstomografie) können eventuell ergänzend zur Abklärung eingesetzt werden (1).
Bauchbeschwerden, Zunahme des Bauchumfangs oder der Miktionsfrequenz: Ein Ovarialkarzinom löst allenfalls unspezifische Symptome aus. / Foto: Adobe Stock/Imaginis
Klassifikation und Staging des Tumors erfolgen bei einem operativen Eingriff gemäß der allgemein verwendeten TNM-Klassifikation und der FIGO-Klassifikation. FIGO ist die Fédération Internationale de Gynécologie et d'Obstétrique. TNM steht für Tumor (Ausdehnung), Node (Lymphknotenbefall) und Metastasen. Außerdem wird mithilfe histologischer und immunhistochemischer Methoden ein Grading von G1 (gut differenziert) bis G3 (schlecht differenziert) vorgenommen. Hierzu inspiziert der Arzt die gesamte Bauchhöhle und entnimmt aus allen auffälligen Stellen Biopsien.
Normalerweise ist die Diagnose eines Ovarialkarzinoms zunächst kein Notfall. Daher hat die Frau in jedem Fall die Möglichkeit, die weiteren diagnostischen und therapeutischen Schritte mit den behandelnden Ärzten ausführlich zu besprechen und abzuwägen (1).
Die Operation stellt immer den ersten Schritt in der Therapie des Ovarialkarzinoms dar. Hierbei ist eine makroskopisch möglichst vollständige Resektion das erklärte Ziel. Da die Qualität der Operation sehr entscheidend für den weiteren Verlauf ist, sollte diese am besten ein erfahrener Gynäko-Onkologe vornehmen.
Befindet sich der Tumor in einem frühen Stadium und tritt lediglich unilateral auf, kann der Operateur bei Patientinnen im gebärfähigen Alter unter Umständen die Fertilität erhalten. Allerdings muss die Frau wissen, dass dieses Vorgehen mit einem höheren Rezidivrisiko behaftet ist. Bei abgeschlossener Familienplanung dagegen werden Eierstöcke, Eileiter und Gebärmutter meist direkt entfernt (1).
Im Gegensatz zum früheren Vorgehen werden die Lymphknoten im Bauchraum auch bei einem fortgeschrittenen Ovarialkarzinom nicht mehr zwingend entnommen, sofern sie nicht auffällig vergrößert sind und der Tumor selbst vollständig operabel ist. Dieser Paradigmenwechsel basiert auf einer Studie aus dem letzten Jahr, die keine Verbesserung des progressionsfreien oder des Gesamtüberlebens durch die operative Entfernung unauffälliger Lymphknoten zeigte, dafür aber höhere Komplikationsraten nachwies (9).
Foto: Adobe Stock/Iryna
Borderline-Tumore sind atypische Tumore, die weder als benigne noch als maligne zu klassifizieren sind. Sie weisen zwar die für maligne Tumoren typische Entartung des Gewebes auf, wachsen aber meist langsam und nicht invasiv. Trotzdem können auch Borderline-Tumore invasiv oder nicht invasiv wachsende Tumorabsiedlungen in den Bauchraum verursachen. Diese werden als Implantate bezeichnet. Die Diagnostik eines Borderline-Tumors kann sehr schwierig sein. Die Epithelproliferation ist stärker als bei benignen Zystenadenomen, verläuft aber langsamer als bei Karzinomen.
Im Gegensatz zum malignen Ovarialkarzinom, das eine Erkrankung des höheren Alters ist, liegt der Erkrankungsgipfel bei Borderline-Tumoren des Ovars bei 45 bis 55 Jahren. Die Prognose ist sehr gut; seröse Borderline-Tumoren haben eine Zehn-Jahres-Überlebensrate von 96,9 Prozent über alle Stadien.
Die Therapie erfolgt ausschließlich mittels Operation. Da ein bedeutender Anteil der Frauen noch im gebärfähigen Alter ist, spielen fertilitätserhaltende Techniken eine große Rolle. Nach Abschluss der Familienplanung erfolgt in der Regel jedoch eine Radikaloperation.