Mäßige Prognose trotz neuer Therapien |
In den letzten Jahren gewannen Forscher viele neue Erkenntnisse zur Tumorbiologie. Man weiß heute, dass der Begriff »Ovarialkarzinom« eine recht heterogene Gruppe von Tumoren einschließt. Grob differenziert man in Low-grade- und High-grade-Karzinome.
Low-grade-Karzinome sind gut differenziert und entwickeln sich in der Regel aus gutartigen Zystenadenomen als Vorstufen. Sie zeigen einen günstigeren klinischen Verlauf, sind aber eher selten. Im Gegensatz dazu sind High-grade-Karzinome nur gering differenziert. Für sie sind keine Vorstufen bekannt. Auch die meisten erblich bedingten Karzinome gehören zu dieser Gruppe.
Der Beratung bezüglich genetischer Risikofaktoren widmet die aktualisierte Fassung der Leitlinie ein eigenes Kapitel. Bei etwa einer von fünf betroffenen Frauen liegt eine Veränderung in den Tumorsuppressor-Genen BRCA (Breast Cancer) 1 und BRCA 2 vor (6). Das ist besonders oft bei Frauen der Fall, deren Verwandte ersten Grades bereits Brust- oder Eierstockkrebs hatten (2). Mutationen in anderen Risikogenen sind deutlich seltener. Eine Beratung und genetische Testung sollte Frauen, bei denen ein Ovarialkarzinom diagnostiziert wurde, immer angeboten werden, da dies die Therapie beeinflusst.
Mutationen in BRCA-1- und BRCA-2-Genen werden autosomal dominant vererbt und treten daher familiär gehäuft auf. In der Folge ist die Wahrscheinlichkeit, an bestimmten Krebsarten, allen voran Brustkrebs, aber auch Ovarial-, Kolon-, Pankreas- und Prostatakarzinom zu erkranken, deutlich erhöht. Typisch ist ein junges Erkrankungsalter. Gemäß aktueller Schätzungen haben Trägerinnen einer BRCA-1-Mutation bis zum 69. Lebensjahr ein kumulatives Risiko von 46 bis 65 Prozent für Mamma- und 39 Prozent für Ovarialkarzinome. Bei BRCA-2-Mutationen sind es 45 Prozent sowie 11 bis 22 Prozent (5). Auf das Vorliegen der Mutationen kann mit einem Gentest geprüft werden. Liegt ein familiäres Risiko vor, übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten dafür.
Wird bei gesunden Frauen eine entsprechende Mutation festgestellt, kann das Erkrankungsrisiko durch die beidseitige Entfernung der Eileiter und Eierstöcke (bilaterale Salpingo-Oophorektomie) um 80 bis über 90 Prozent gesenkt werden (7). Dabei ist es gleichgültig, in welchem Risikogen eine Mutation auftritt.