Lockdowns führen zu Absatzrückgang bei der »Pille danach« |
Die Pille danach gibt es in der Apotheke vor Ort und kann rezeptfrei eingelöst werden. Sie soll als Notfallmaßnahme eine ungewollte Schwangerschaft nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr verhindern. / Foto: Imago/sepp spiegl
Die Pandemie, die seit gut einem Jahr unseren Alltag bestimmt, hat auch im Apothekenmarkt für tiefgreifende Veränderungen gesorgt. Obwohl die Apotheken vor Ort während der Lockdowns immer geöffnet hatten, verzeichneten viele Offizinen im vergangenen März und April einen drastischen Umsatzrückgang. Trotz der entspannteren Corona-Situation im Sommer wanderten 2020 insgesamt rund 9 Prozent weniger OTC-Präparate über den HV-Tisch in den deutschen Apotheken. In den vergangenen Monaten ging die Nachfrage nach Medikamenten gegen Erkältung oder Grippe dann zudem stark zurück, da die geltenden Kontaktbeschränkungen auch andere Infektionskrankheiten kräftig eindämmen. Nun zeigen Zahlen des Informationsdienstleisters Insight Health, dass die Pandemie auch Auswirkungen auf die Abgabe von Notfall-Kontrazeptiva hat.
So scheint die Zeit strenger Kontaktbeschränkungen und Ausgangsbeschränkungen auch die Nachfrage nach der »Pille danach« stark zu beeinflussen. Notfall-Kontrazeptiva können bei einer Verhütungspanne oder nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr den Eisprung verzögern oder verhindern und so eine ungewollte Schwangerschaft vermeiden. Je nach Präparat soll sie nach 72 oder 120 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Seit einigen Jahren sind Notfall-Kontrazeptiva rezeptfrei über die Apotheken zu beziehen. Allerdings: Es gilt ein striktes Versandverbot für die Präparate – nur die Vor-Ort-Apotheken dürfen diese abgeben und dazu beraten.
Im Vergleich zu 2019 verzeichneten die Apotheken vor Ort Anfang 2020 noch ein Plus von 3,5 Prozent im Januar und sogar ein 14,9 Prozent-Plus im Februar beim Absatz der Pille danach. Im März 2020 begann dann der erste harte Lockdown, der Absatz des Präparates sank zunächst auf minus 7,4 Prozent bis auf minus 17,5 Prozent im April. Als sich die Corona-Lage im Frühjahr entspannte und die Gastronomie im Mai wieder öffnete, erholte sich auch der Absatz wieder. Allerdings lagen die Werte auch im Juni und Juli 2020 etwas unter dem Absatz der Vergleichsmonate im Jahr 2019. Im August stieg die Nachfrage nach dem Präparat allerdings wieder kräftig (plus 7,2 Prozent).
Interessant ist, dass der Absatzeinbruch während des zweiten Lockdowns, ähnlich zur Marktentwicklung im ersten Lockdown, wieder zu beobachten war. Im November 2020 mussten die Apotheken noch ein Rückgang von 1,2 Prozent hinnehmen. Im Dezember, als schließlich strengere Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen galten, sank der Absatz dann sogar auf minus 13,5 Prozent. Übers gesamte Jahr betrachtet, sank der Absatz in dieser Produktgruppe allerdings nur um 3,4 Prozent, weil die Absatzspitzen im Januar und August vor beziehungsweise zwischen den Lockdowns ausgleichende Wirkungen hatten.
Foto: Insight Health