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Treffen mit EU-Kommissaren

Lieferengpässe: Arnold pocht auf mehr Verantwortung für Apotheker

Vertreter der EU-Kommission haben am heutigen Freitag zu einem Online-Dialog eingeladen, in dem es unter anderem um Lieferengpässe bei Arzneimitteln ging. Mit dabei war ABDA-Vize Mathias Arnold in seiner Funktion als Vize-Präsident der Pharmaceutical Group of the European Union (PGEU).
Jennifer Evans
26.02.2021  14:52 Uhr

Insbesondere während der Coronavirus-Krise hat sich gezeigt, wie anfällig die weltweiten Lieferketten sind und die Arzneimittelversorgung in Europa gefährden. Die EU hatte bereits angekündigt, in Zukunft unabhängiger von Drittstatten werden zu wollen und dafür die Produktion wieder stärker zurück nach Europa zu holen. Vor dem Hintergrund der europäischen Arzneimittel-Strategie »Pharmaceutical Strategy for Europe« vom November 2020 haben nun Vertreter der EU-Kommission diverse Akteure aus dem europäischen Gesundheitswesen zu einem Online-Dialog eingeladen, um sich so ein möglichst umfassendes Bild der Lage zu machen. Ziel des Treffens war es, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie pharmazeutische Lieferketten weltweit funktionieren und wo ihre Schwächen liegen. Das soll dabei helfen, die Abhängigkeiten genau zu identifizieren. In einem zweiten Schritt gilt es dann Vorschläge zu erarbeiten, wie sich künftig die Lieferketten stärken lassen, damit die Menschen in Europa auf eine verlässliche Arzneimittelversorgung bauen können.

Auch Mathias Arnold hatte bei diesem Treffen als PGEU-Vize Gelegenheit, unter anderem gegenüber den EU-Kommissaren Thierry Breton (Binnenmarkt und Dienstleistungen) und Stella Kyriakides (Gesundheit) die Erfahrungen aus Sicht der europäischen Apotheker zu schildern. Der PZ sagte er nach dem Spitzengespräch, er habe zunächst auf die negativen Auswirkungen von Lieferengpässen sowohl für Patienten als auch für die pharmazeutische Arbeit hingewiesen. Und ebenfalls betont, dass die Engpässe das europäische Apothekenpersonal im Schnitt gut sechs Stunden pro Woche kosteten, die ihnen dann für die Versorgung der Patienten fehlten. Auch habe deutlich gemacht, dass sich das Problem in allen EU-Mitgliedsstaaten zunehmend verschärfe.

Politik sollte auf Apotheker setzen

Unterstrichen hat Arnold in den Meeting nach eigenen Angaben ebenfalls, für wie wichtig er die Bestrebungen in Brüssel erachtet, Lieferketten in Zukunft zu diversifizieren und sich so mit Blick auf empfindliche und kritische Arzneimittel und Chemikalien unabhängiger von anderen Ländern und einigen wenigen Herstellern zu machen. Weil die aktuelle Situation bereits inakzeptabel sei, habe er auf eine schnelle Lösungen gedrängt. Dabei sollte die Politik seiner Auffassung nach auf die Fähigkeiten und Stärken des pharmazeutischen Personals setzen, um die Versorgung der Patienten zu sichern. Allerdings benötigten die Apotheker dazu auch mehr rechtliche Befugnisse.

Arnolds Bilanz: »Ich denke unsere Botschaft ist angekommen: Es muss von der Politik gehandelt werden und zwar schnell und konsequent, aber maßvoll und intelligent«. Die PGEU habe der EU-Kommission angeboten, weiter in Kontakt zu bleiben und sie mit ihrer Expertise zu unterstützen. »Wenn man uns ruft, sind wir da«, versicherte Arnold. Und es sieht ganz danach aus, dass die Pharmazeuten noch gebraucht werden. Die Veranstaltung war nämlich nur der Anfang, weitere Online-Konferenzen zum Thema »Sichere Vertriebswege für Arzneimittel« folgen.

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