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B-Vitamine

Lebenswichtig, aber häufig unterschätzt

Die Symptome eines Vitamin-B-Mangels sind recht unspezifisch, sodass ein Defizit oft spät erkannt wird. Die Folgeschäden sind aber nur in den Anfangsstadien reversibel. Apothekenteams sollten auf Risikofaktoren, gefährdete Personengruppen und Arzneimittelwechselwirkungen achten. Ein detaillierter Überblick.
Burkhard Kleuser
14.08.2025  12:00 Uhr

Folat und Cobalamin für die DNA-Synthese

Folat (B9) ist eine Sammelbezeichnung von vor allem in Blättern vorkommenden (folium: Blatt) reduzierten Pteroylverbindungen, die meist mehrere Glutamatreste enthalten. Die industriell hergestellte Folsäure ist die synthetische Form des B-Vitamins mit nur einem Glutamatrest.

Die mit der Nahrung aufgenommenen Folate werden im Duodenum erst zu Monoglutamaten hydrolysiert, bevor diese über den protonengekoppelten Folattransporter aufgenommen werden (22). Folsäure dagegen ist zu fast 100 Prozent bioverfügbar. Nach der Resorption wird Folsäure in die biologisch aktiven Folatformen umgewandelt; hierzu gehören neben Tetrahydrofolat auch Methyl-Tetrahydrofolat, der Hauptmetabolit im Plasma, sowie Formyl- und Methylen-Tetrahydrofolat. Diese Verbindungen wirken als Coenzyme in Enzymreaktionen, die Ein-Kohlenstoffgruppen übertragen.

Entscheidend sind solche Reaktionen für die Nukleotidsynthese sowohl von Pyrimidin- (Thymidin) als auch Purinbasen (Adenin und Guanin). Des Weiteren sind die Coenzyme für den Stoffwechsel mehrerer wichtiger Aminosäuren wie Methionin, Cystein, Serin, Glycin und Histidin erforderlich.

Ein Folat-Mangel macht sich aufgrund der gestörten Nukleotidsynthese vor allem in sich schnell teilenden Zellen im Knochenmark bemerkbar und zeigt sich klinisch in einer megaloblastären Anämie (23).

Cobalamin-(B12-)Derivate sind sehr komplex aufgebaute Naturstoffe, die sich durch ein Tetrapyrrol-System (Corrin) mit einem Cobalt-Ion als Zentralatom auszeichnen. Je nachdem, welche chemische Seitenkette an das Cobalt-Ion gebunden ist, werden verschiedene Cobalamine unterschieden.

Cobalamine werden ausschließlich von Mikroorganismen synthetisiert und finden sich daher in tierischen Produkten. Zwar enthalten einige pflanzliche Lebensmittel wie Algen oder Sauerkraut Analoga, die aber nicht zu einer ausreichenden Versorgung beitragen und durch die Blockade der Transportsysteme im Duodenum die Versorgung sogar zusätzlich verschlechtern. Auch die Darmflora des menschlichen Dickdarms synthetisiert Cobalamine, die dort jedoch nicht mehr ausreichend resorbiert werden können (24).

Cobalamine können im Duodenum nur resorbiert werden, wenn die Magenschleimhaut den sogenannten Intrinsic-Faktor sezerniert. Nach der Aufnahme ist Cobalamin vor allem an Umlagerungsreaktionen beteiligt. Dabei besteht ein enger Zusammenhang mit dem Folat-abhängigen Stoffwechsel. Als Coenzym der Methionin-Synthase sind Cobalamine an der Synthese der Aminosäure beteiligt. Dabei kommt die notwendige Methylgruppe vom Methyl-Tetrahydrofolat, sodass hier Tetrahydrofolat entsteht. Dieses wiederum wird für die DNA- und RNA-Synthese benötigt. Ein Cobalamin-Mangel vermindert daher die Tetrahydrofolat-Gehalte und führt zu einer megaloblastären Anämie. Ist die Ursache der fehlende Intrinsic-Faktor, wird diese als perniziöse Anämie bezeichnet (25).

Aber es gibt auch Wirkungen, die nicht mit dem Folat-Stoffwechsel verknüpft sind. Als Coenzym katalysiert B12 die Umwandlung von Methylmalonyl-CoA zu Succinyl-CoA. Eine Defizienz führt daher zur Anreicherung an Methylmalonsäure, die als neurotoxische Substanz diskutiert wird. Ein Cobalamin-Mangel ist daher auch mit Neuropathien und psychischen Auffälligkeiten wie Gedächtnisschwäche und Aufmerksamkeitsdefiziten verbunden.

Achtung: Eine Supplementation mit Folsäure kann einen Cobalamin-Mangel verschleiern. Denn durch Zufuhr von Folsäure und der damit verbundenen Bildung von Tetrahydrofolat für die DNA-Synthese wird die perniziöse Anämie korrigiert, während die neurologischen Symptome bestehen bleiben und irreversible Schäden an Neuronen resultieren (26).

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat daher 2024 die Höchstmengenvorschläge für die Anreicherung von Lebensmitteln mit Folsäure aktualisiert. Einem Nahrungsergänzungsmittel (Ausnahme speziell für die Schwangerschaft) sollte nicht mehr als 200 µg Folsäure pro Tagesdosis zugesetzt sein (27).

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