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Impfkampagne

Lauterbach fordert Coronavirus-Impfungen in Apotheken

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach will die Apotheken in die Coronavirus-Impfkampagne einbeziehen. In einem Interview mit der »Welt am Sonntag« erklärte Lauterbach, dass Apotheken problemlos auch Covid-19-Impfungen verabreichen könnten — schließlich würden sie ja auch in die Grippeschutzimpfungen eingebunden.
Benjamin Rohrer
11.10.2021  08:00 Uhr

Seit Wochen kommt die Coronavirus-Impfkampagne nicht so recht voran. Schon seit Anfang August steigt die Zahl der einfach und vollständig Geimpften nur noch moderat an. Laut Zahlen der Bundesregierung haben sich mittlerweile rund 65 Prozent der Gesamtbevölkerung gegen das Coronavirus immunisieren lassen. Allerdings: Das Robert-Koch-Institut hatte in der vergangenen Woche Umfragewerte bekanntgegeben, nach denen wohl ein viel größerer Teil der Bevölkerung zumindest einmal gegen Covid-19 geimpft sein könnte – nämlich bis zu 84 Prozent.

Doch selbst wenn diese Zahlen zutreffen, wünscht sich der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach deutliche Steigerungen bei der Impfquote in den kommenden Wochen. In einem Interview mit der »Welt am Sonntag« warnt der Epidemiologe vor steigenden Infektionszahlen im Herbst und Winter. Lauterbach, der bei einer möglichen Ampel-Koalition als potenzieller nächster Bundesgesundheitsminister gehandelt wird, fordert daher, »unkonventionelle Wege« bei der Impfkampagne und schlägt vor, dass auch in Apotheken, Testzentren und Gesundheitsämtern künftig geimpft wird.

Lauterbach: Das wäre »bedenkenlos« möglich

Was die Einbindung der Apotheken betrifft, erklärt Lauterbach: »Mehrere Tausend Apotheken werden diese Saison Grippeimpfungen anbieten, es sollte möglich sein, dort auch gegen Covid zu impfen.« Da es bei den Corona-Impfungen »so gut wie nie« Komplikationen gebe, könnten die Pharmazeuten dies bedenkenlos übernehmen. Lauterbach schlägt sogar vor, dass die impfenden Apotheker immer gleichzeitig zwei Impfungen anbieten: »Linker Arm Grippeimpfung, rechter Arm Covid-Impfung.«

Beim Apothekerverband Nordrhein kommt Lauterbachs Vorstoß gut an. Verbandschef Thomas Preis erklärte gegenüber der PZ, dass viele Apotheken sofort bereitstünden für Covid-19-Impfungen: »Den Vorschlag von Karl Lauterbach, dass auch Apotheken Corona-Impfungen durchführen sollen, begrüßen wir. Hier an Rhein und Ruhr sind wir dafür  gut vorbereitet. Mit etwa 1000 für das Impfen ausgebildeten Apothekerinnen und Apothekern könnten Corona-Impfungen unverzüglich in 500 Apotheken im Rheinland angeboten werden. Das ist immerhin  jede vierte  Apotheke

Lauterbachs Vorstoß kommt in eine Phase, in der das Verhältnis zwischen Ärzten und Apothekern angespannt ist. Einige Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) hatten zuletzt heftige Proteste gegen die Modellvorhaben zu Grippeschutzimpfungen angekündigt. Einige Ärztefunktionäre wollen ihren Kollegen und Patienten Bestellungen beim Versandhandel nahelegen und fordern zudem das ärztliche Dispensierrecht ein.

Die Apotheker selbst hingegen bleiben mutig: Erst kürzlich hatte die Hauptversammlung auf dem Deutschen Apothekertag einen Antrag mehrheitlich beschlossen, der fordert, Coronavirus-Auffrischimpfungen auch in Apotheken anzubieten.

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