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Auffrischimpfung

Apotheker bieten sich für Covid-19-Impfung an

Nach kontroverser Diskussion gab es beim Deutschen Apothekertag am heutigen Mittwochabend eine Mehrheit dafür, dass der Gesetzgeber die Apotheken in die Durchführung von Covid-19-Auffrischimpfungen einbinden soll. Schlagendes Argument ist, die Impfquote durch das niederschwellige Angebot möglichst rasch zu erhöhen.
Daniela Hüttemann
22.09.2021  20:30 Uhr
Apotheker bieten sich für Covid-19-Impfung an

Es gab gute Argumente dafür und dagegen, ob Apotheker auch gegen Covid-19 impfen sollen. Stellvertretend für den Berliner Apothekerverein als Antragsteller betonte Maria Zoschke, stellvertretende Vorsitzende, dass es mehr niederschwellige Angebote für die Booster-Impfungen geben müsse – und »niederschwelliger als in der Apotheke geht es nicht«.

Dabei sei nicht nur vorstellbar, dass Ärzte die Impfung in Apothekenräumen durchführen, sondern auch entsprechend geschulte Apothekerinnen und Apotheker selbst zur Spritze greifen. Allerdings sollen diejenigen, die bei der Grundimmunisierung Impfreaktionen gezeigt haben, an eine Arztpraxis verwiesen werde. Auch andere Kolleginnen und Kollegen sahen den Pieks durch Apothekerhand als letzten konsequenten Schritt zusammen mit Logistik und Rekonstitution.

Große Bedenken gab es, ob schnell genug möglichst viele Apotheker entsprechend geschult werden können, um Corona-Auffrischimpfungen zeitnah tatsächlich flächendeckend anbieten zu können. Stefan Fink, Vorsitzender des Apothekerverbands Thüringen, stellte auch infrage, ob es die Apotheken betriebswirtschaftlich weiterbringe. Er warnte nicht zuletzt vor einer massiven Konfrontation mit der Ärzteschaft. Das sahen auch einige andere Diskutanten so. So gab Ronald Schreiber, Präsident der Apothekerkammer Thüringen, zu bedenken, die Apotheker sollten sich vorerst auf die Einführung anderer pharmazeutischer Dienstleistungen zu konzentrieren.

Ähnlich sah es der LAV-Vorsitzende aus Niedersachsen, Berend Groeneveld – nicht aus fachlichen Gründen, sondern taktischen. Die Politik werde schon bald selbst die Apotheker bitten, auch gegen Covid-19 zu impfen, dies werde bei der Diskussion mit den Ärztevertretern helfen.

Den Ärztevertretern mutig entgegen treten

Tatjana Zambo, Vorsitzende des Apothekerverbands Baden-Württemberg, sprach sich deutlich dagegen aus: »Lassen Sie uns mutig in die Diskussion mit den Ärzten gehen – es wäre ein falsches Signal, wenn wir diesen Antrag ablehnen.«

Auch Dr. Hannes Müller, Vorstandsmitglied der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, sprach sich für die schnelle Einführung von Covid-19-Impfungen in den Apotheken aus: »Warum wir das tun sollten? Delta!« Die Impfquote stagniere beziehungsweise steige nur noch sehr langsam. »Wir sollten uns fachlich einbringen und uns nicht am standespolitischen Kleinklein mit den Ärzten aufhalten, sondern alle Möglichkeiten nutzen, das Impfen zu beschleunigen, sonst wird der Winter ganz bitter.«

Vertreter des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) begrüßten den Antrag ausdrücklich. »Wir können das«, meinte BPhD-Präsident Thorben Kurzbach. »Dass sich die Ärzte querstellen, wird nicht lange so bleiben«, fügte Roman Pratzka, Beauftragter für Gesundheitspolitik, hinzu. Die Vorbehalte gebe es nur in der älteren Generation. Aus Gesprächen mit Vertretern der Medizinstudierenden wisse man, dass diese sich für das zusätzliche Impfangebot in der Apotheke aussprechen.

Dr. Julia Potschadel, Apothekerkammer Nordrhein, meinte, die Apotheken hätten durch ihre Leistungen während der Pandemie und insbesondere der Impfstofflogistik bereits einen Fuß in der Tür – nicht nur bei der Politik, sondern auch bei vielen Ärzten. »Es muss ein Umdenken stattfinden, wie der Apothekerberuf in Zukunft auszusehen hat. Wir sehen in anderen Ländern, wohin es gehen kann.«

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