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Neue RKI-Auswertung

Vermutlich mehr Corona-Geimpfte als gedacht

Die Impfungen gegen das Coronavirus gehen seit Wochen nur noch langsam voran. Nun zeigt eine frische Schätzung, dass bereits mehr Menschen geschützt sein dürften als gedacht. Was folgt daraus?
dpa
07.10.2021  16:15 Uhr

Die Coronaimpfungen in Deutschland sind nach einer neuen Auswertung des Robert-Koch-Instituts (RKI) wohl schon weiter als in der Meldestatistik erfasst. Es sei anzunehmen, dass unter den Erwachsenen bereits bis zu 84 Prozent mindestens einmal und bis zu 80 Prozent vollständig geimpft sind, heißt es in einem aktuellen RKI-Bericht mit Stichtag 5. Oktober. Das entspräche jeweils um fünf Prozentpunkte höheren Impfquoten als nach offiziellen Meldungen der Impfstellen.

Das RKI erläutert in der Analyse, über die zunächst die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichteten, es liege nahe, »dass die im Digitalen Impfquoten-Monitoring berichtete Impfquote als Mindestimpfquote zu verstehen ist und eine Unterschätzung von bis zu 5 Prozentpunkten für den Anteil mindestens einmal Geimpfter beziehungsweise vollständig Geimpfter angenommen werden kann.« Die Schätzung beruht auf Bürgerbefragungen und Meldedaten. Zur Anschauung: Fünf Prozentpunkte bei Erwachsenen entsprechen grob überschlagen 3,5 Millionen Menschen.

Hintergrund ist, dass in Befragungen des RKI deutlich mehr Menschen angeben, bereits geimpft zu sein, als in der Meldestatistik vermerkt sind. Nach deren Meldungen von Impfstellen wie Praxen, Betriebsärzte und Impfzentren haben bisher knapp 80 Prozent der Menschen ab 18 Jahren eine erste Spritze bekommen, gut 75 Prozent bereits die zweite. Bezogen auf die gesamte Bevölkerung sind nach Daten von Donnerstag nun 65 Prozent oder 54 Millionen Menschen vollständig mit der dafür meist nötigen zweiten Spritze geimpft. Mindestens eine erste Impfung haben 56,8 Millionen Menschen oder 68,4 Prozent aller Einwohner.

Gründe für die Untererfassung

Das RKI nennt verschiedene Erkläransätze für eine höhere Impfquote unter den Erwachsenen – unter anderem, dass in den Befragungen wenig impfbereite Menschen unterrepräsentiert sind. Zudem gibt das RKI an, dass Menschen mit schlechten Deutschkenntnissen nicht an der Befragung teilnehmen können. »Es besteht die Vermutung, dass Sprachbarrieren auch zu einer geringeren Inanspruchnahme der Covid-19-Impfung führen.« Zudem würden bestimmte Impfungen in der Statistik gar nicht erfasst.

Bereits im August hatte das RKI von »gewisser Unsicherheit« bei der Interpretation von Impfquoten-Daten berichtet. Es gibt teils wohl auch Meldeverzögerungen. So hätten bisher nur etwa die Hälfte der im digitalen System registrierten Betriebsärzte Impfungen über die Webanwendung gemeldet. Dies könnte »ein Hinweis auf eine Untererfassung der Impfquoten« sein. Zudem könne davon ausgegangen werden, dass im Praxisalltag nicht alle Impfungen über entsprechende Meldeportale übermittelt würden. Unter der Annahme, dass alle bis 27. September ausgelieferten Dosen bis zum 5. Oktober verimpft worden wären, erhöhte sich etwa der Anteil mindestens einmal geimpfter Menschen bei den Erwachsenen um 3,2 Punkte.

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