Dunkelziffer ist deutlich gesunken |
Theo Dingermann |
24.11.2021 14:30 Uhr |
Die Schnelltests auf SARS-CoV-2 haben zwar Limitationen, ihre breite Anwendung hat aber dazu geführt, dass mehr Infektionen erkannt werden. / Foto: Adobe Stock/ Basilicostudio Stock
Um abzuschätzen, in welchem Ausmaß die Bevölkerung mit Komponenten von SARS-CoV-2 in Berührung gekommen ist, sind seroepidemiologische Studien von hohem Wert. Derartige Studien wurden oft lokal in verschiedenen Regionen und zeitlich begrenzt über verschiedene Zeiträume der Pandemie durchgeführt. Es gibt aber auch Studien mit bundesweiter Abdeckung. All diese Informationen wurden jetzt vom Robert-Koch-Institut (RKI) zusammengetragen und systematisch ausgewertet. Die Ergebnisse lassen auch Rückschlüsse zum Anteil nicht erkannter Infektionen (Untererfassung) zu.
Demnach lag der Untererfassungsfaktor im ersten Halbjahr 2020 noch zwischen 4 und 5. Von fünf bis sechs Infizierten wurde zu Beginn der Pandemie somit nur einer identifiziert – die Dunkelziffer war hoch. Der Untererfassungsfaktor sank ab dem Herbst 2020 in der Mehrzahl der Studien aber auf den Faktor 2 ab. Dieser Trend verdeutlicht, dass zwischenzeitlich SARS-CoV-2-Infektionen »gut im Meldesystem abgebildet werden«, konstatiert das RKI. Ungeachtet dessen lag in einigen regionalen Studien der Untererfassungsfaktor auch jüngst noch bei 3 bis 5.
Vor Beginn der Impfkampagne betrug die SARS-CoV-2-Seroprävalenz bei Erwachsenen in Deutschland im Frühjahr und Frühsommer 2020 in einigen Hotspots bis zu 14 Prozent. Außerhalb von umschriebenen Hotspots lag die Seroprävalenz bei Erwachsenen bundesweit jedoch unter 2 Prozent und auch regional meist im niedrigen einstelligen Bereich. Mit Beginn der Impfkampagne zu Beginn des Jahres 2021 mussten die Informationen zur Seroprävalenz dahingehend angepasst werden, dass zwischen der Serokonversion als Reaktion auf eine Infektion und auf eine Impfung unterschieden werden musste.
Die Ergebnisse der vom RKI ausgewerteten Studien weisen eine große Spannweite auf. So zeigte die SeBluCo-Studie, bei der Blutspendeproben aus 28 Regionen in Deutschland analysiert wurden, im April 2021 eine Seroprävalenz infolge von Infektion von 6,8 Prozent und eine Gesamtseroprävalenz von 19,2 Prozent (Geimpfte und Genesene). Nach Daten der KoCo19-Studie stieg in München der Anteil von Über-14-Jährigen mit infektionsinduzierten Antikörpern von 6,5 Prozent im März/April 2021 auf 7,9 Prozent im Juli/Oktober 2021 an. Und gemäß der »Bundesweiten Antikörperstudie zur Verbreitung von SARS-CoV-2 Infektionen (MuSPAD)« des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung lag der Anteil von Personen mit positivem Nachweis von infektionsinduzierten Antikörpern bei Ungeimpften im ersten Halbjahr 2021 in sechs Stadt- beziehungsweise Landkreisen zwischen 4,1 und 32,4 Prozent.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.