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SARS-CoV-2 in Afrika

Jeder dritte Verstorbene in Sambia infiziert

Die Annahme, Afrika sei von der Coronapandemie weitgehend verschont geblieben, ist nicht mehr haltbar. Nachdem bereits gezeigt werden konnte, dass die Durchseuchung deutlich höher ist als gedacht, weist jetzt eine Untersuchung auch auf eine hohe Zahl an Todesopfern hin.
Laura Rudolph
05.04.2022  15:10 Uhr

In Afrika südlich der Sahara lagen die Zahlen der nachgewiesenen Infektionen mit SARS-CoV-2 und der Covid-19-Todesopfer bislang deutlich unter denen anderer Kontinente. Doch stecken Afrikaner sich wirklich seltener an und ist die Todesrate tatsächlich niedriger oder handelt es sich schlicht um eine Untererfassung? Eine Studie aus dem ostafrikanischen Land Sambia deutet nun stark in letztere Richtung.

Laut der systemischen Postmortem-Analyse von insgesamt 1118 Toten in der Universitätsklinik der sambischen Hauptstadt Lusaka war etwa jeder dritte Mensch, der zwischen Januar und Juni 2021 in Lusaka gestorben ist, mit SARS-CoV-2 infiziert. Zum Höhepunkt der Pandemiewelle wurden bis zu 90 Prozent der Toten positiv getestet. Das Autorenteam um Dr. Christopher Gill von der Boston University School of Public Health schätzt, dass bei etwa drei von vier infizierten Verstorbenen Covid-19 auch ursächlich für den Tod war. Die Ergebnisse veröffentlichte es kürzlich auf dem Preprint-Server »MedRxiv« (DOI: 10.1101/2022.03.08.22272087).

Die Todesfälle traten in allen Altersklassen auf. Doch die Testkapazitäten in Sambia waren offenbar gering: Von den verstorbenen Klinikpatienten waren knapp 53 Prozent bereits zu Lebzeiten positiv auf das Coronavirus getestet worden, von denen, die außerhalb der Klinik starben, aber nur 1,8 Prozent.

Bereits 2020 viele Coronatote in Sambia

Bereits vor der Pandemie hatte das Team untersucht, wie häufig Infektionen mit dem respiratorischen Synzytialvirus (RSV) und dem Keuchhusten-Erreger Bordetella pertussis in Afrika zum Tod führen. Zu Pandemiebeginn verschob es den Studienschwerpunkt auf SARS-CoV-2 und führte eine systemische Postmortem-Analyse der Verstorbenen im innerstädtischen Leichenschauhaus in Lusaka in Sambia durch.

Wie die Forscher 2021 im Fachjournal »BMJ« berichteten, konnten sie in der ersten Pandemiewelle von Juni bis September 2020 insgesamt 364 Verstorbene in die Studie aufnehmen (DOI: 10.1136/bmj.n334). Bei 70 (19,2 Prozent) wiesen sie mittels PCR-Test SARS-CoV-2 nach. In 44 Fällen vermuteten sie damals Covid-19 als Todesursache. Allerdings waren von den 70 infizierten Toten lediglich 19 im Krankenhaus gestorben und nur sechs zu Lebzeiten getestet worden. 51 Tote, die außerhalb der Klinik starben, wurden nicht getestet.

Der Anteil der Todesfälle nahm mit steigendem Alter zu, jedoch waren drei von vier Verstorbenen jünger als 60 Jahre, darunter 10 Prozent Kinder und Jugendliche.

Fazit: Covid-19-bedingte Todesfälle waren in Lusaka entgegen der Annahme sowohl 2020 als auch 2021 häufig. Da nur wenige Infizierte zu Lebzeiten getestet wurden, spricht dies für eine Untererfassung von Covid-19-Todesfällen.

 

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