Labsal für trockene Augen |
Das Sjögren-Syndrom ist eine Autoimmunerkrankung, die zur Entzündung von Tränen- und Speicheldrüsen führt, aber als Kollagenose auch andere Organe in Mitleidenschaft zieht. Die primäre Form mit unbekannter Ursache ist selten; bei der sekundären Form liegt eine rheumatische Erkrankung zugrunde. Durch die chronische Entzündung produzieren die Drüsen weniger Sekret mit der Folge von Xerophthalmie. Typische Symptome sind Fremdkörpergefühl, Brennen, verminderter Tränenfluss, Zerstörung der Cornea sowie Xerostomie und Gelenkbeschwerden.
Die (Differenzial-)Diagnose erfolgt nach den Empfehlungen des American College of Rheumatology (ACR) und der European League Against Rheumatism (EULAR) von 2017.
Die Therapie des Sjögren-Syndroms erfolgt symptomatisch und abgestuft. Dabei steht die Linderung von Symptomen im Vordergrund. Für die Lokaltherapie der Xerophthalmie stehen Tränenersatzmittel, Parasympathomimetika wie Pilocarpin oder Cevimelin (über eine internationale Apotheke zu beziehen) sowie zur Sekretanregung auch Ciclosporin-A-Augentropfen 0,1-prozentig und lokale Corticosteroide (nur kurzfristig) zur Verfügung. Zur Verhinderung des Tränenabflusses erfolgt der permanente chirurgische Verschluss des Tränenpünktchens.
Die systemische Therapie mit Biologika, Immunsuppressiva oder Glucocorticoiden erfolgt, wenn andere Organe in Mitleidenschaft gezogen sind.
Die Liste der Arzneimittel, die den Tränenfilm des Auges beeinflussen, ist lang. Bei einigen ist die Nebenwirkung in der Packungsbeilage erwähnt; oft ergibt sie sich bei längerer Anwendung aufgrund der anticholinergen Wirkung.
Anticholinergika bergen mit unterschiedlichem Potenzial ein hohes Risiko für eine Keratokonjunktivitis sicca. Substanzen, die am adrenergen System angreifen (Betablocker, α-Agonisten wie Brimonidin), vermindern die Sekretion der Tränenflüssigkeit und beeinflussen die Stabilität des Tränenfilms, indem sie die Bildung von Mucin reduzieren.
Arzneistoffe wie Amiodaron, Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Bisphophonate werden in den Tränenfilm sezerniert und führen zu Irritationen. Besonders Bisphosphonate sind dafür bekannt, das Risiko für Entzündungen am Auge zu erhöhen.
Retinoide gelangen über die Tränenflüssigkeit ins Auge, führen zu Reizungen und stören die lipidproduzierenden Lidranddrüsen; damit ist die Stabilität des Tränenfilms verringert.
Weitere Arzneimittel wie Diuretika, selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren (SSRI), Chemotherapeutika, Antibiotika, Antihistaminika, Opioide, Benzodiazepine oder Kontrazeptiva sowie Augentropfen zur Glaukomtherapie reduzieren die Menge und/oder verändern die Zusammensetzung des Tränenfilms. Die Folgen sind Rötungen, Brennen oder Fremdkörpergefühl. Das Apothekenteam sollte auf diese Nebenwirkungen – nicht nur bei einer Medikationsanalyse – hinweisen.