Krebstherapie zu Hause |
Am besten ist es zu Hause. Doch die orale Tumortherapie hier gut umzusetzen, ist nicht trivial. / Foto: Adobe Stock/andreaobzerova
Zu den oralen Tumortherapeutika zählen klassische Zytostatika, Immunmodulatoren, Hormonrezeptorantagonisten und -agonisten sowie Kinase-Inhibitoren (Tabelle 1). Derzeit sind mehr als 100 Wirkstoffe auf dem Markt. Sie haben oftmals eine geringe therapeutische Breite, meist ein erhebliches Neben- und Wechselwirkungspotenzial und zum Teil sehr komplexe Einnahmevorschriften. Zudem weisen einige von ihnen KMR-Eigenschaften (KMR: karzinogen, mutagen, reproduktionstoxisch) auf. Orale Tumortherapeutika sind daher besondere Medikamente mit einem hohen Erklärungsbedarf.
Wirkstoffgruppe | Arzneistoffe (Beispiele) | |
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Klassische Zytostatika | ||
Alkylanzien | Busulfan, Chlorambucil, Melphalan | |
Antimetabolite | 5-FU-Derivate (Capecitabin, Trifluridin/Tipiracil), 6-Mercaptopurin, Methotrexat | |
Immunmodulatorische Substanzen | Lenalidomid, Pomalidomid, Thalidomid | |
Mitosehemmstoffe (Vinca-Alkaloide) | Vinorelbin | |
Podophyllotoxin-Derivate | Etoposid | |
Topoisomerase-I-Hemmer | Topotecan | |
Topoisomerase-II-Hemmer | Idarubicin | |
Sonstige | Hydroxycarbamid, Hormone und Antihormone | |
Enzyminhibitoren | ||
Poly-(ADP-ribose)-Polymerase-Inhibitoren (PARPi) | Olaparib, Rucaparib, Talazoparib | |
Proteasomen-Inhibitoren | Ixazomib | |
Histon-Deacetylase-Inhibitoren (HDACi) | Panobinostat | |
DNA-Methyltransferase-Inhibitoren (DNMTi) | Azacitidin | |
Hemmstoffe regulatorischer Proteine | Venetoclax | |
Hedgehog-Inhibitoren (Hhi) | Glasdegib, Sonidegib, Vismodegib | |
Kinase-Inhibitoren | ||
Tyrosinkinase- und Serin-Threoninkinase-Inhibitoren | Acalabrutinib, Bosutinib, Cabozantinib, Crizotinib, Encorafenib, Imatinib, Lapatinib, Palbociclib, Selpercatinib, Tucatinib |
Vor der Verordnung prüft der behandelnde Onkologe, ob der Patient in der Lage ist, die Therapie eigenverantwortlich allein auszuführen. Löst der Patient anschließend die Verordnung in der Apotheke seiner Wahl ein, kann das pharmazeutische Personal mit seinem Fachwissen die ärztliche Betreuung unterstützen. Dafür sprechen auch psychologische Gründe: So können Kranke beim Erstgespräch mit ihrem Arzt oft nur wenige Fakten aufnehmen. Sie müssen die Diagnose verarbeiten und machen sich Sorgen, wie es zu Hause und in der Arbeit weitergeht. Viele Patienten haben anschließend noch Gesprächs- und Informationsbedarf. Genau da kann die öffentliche Apotheke als niederschwelliger Zugang beratend und betreuend zur Seite stehen.
Wie bedeutend eine engmaschige pharmakologisch-pharmazeutische Therapiebegleitung ist, zeigt die Ambora-Studie (1). Patienten in der Interventionsgruppe, die ausführlich betreut wurden, hatten im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich weniger (schwerwiegende) Nebenwirkungen, ein deutlich besseres Befinden und wussten mehr über die Therapie. Therapieabbrüche, ungeplante Klinikaufenthalte und Todesfälle traten seltener auf.
Auch wegen der spezifischen Besonderheiten der Tumortherapeutika ist die Betreuung von Krebskranken für jede Apotheke eine Herausforderung. Insbesondere für das Personal in öffentlichen Apotheken ist es daher wichtig, sich auf dem Gebiet der oralen Onkologika fortzubilden und zuverlässige Informationsquellen zu nutzen.