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Orale Tumortherapeutika

Krebstherapie zu Hause

In der Krebstherapie gewinnen orale Tumortherapeutika an Bedeutung. Zugleich wird die Behandlung der Krebskranken immer komplexer. Mitten in diesem Wandel steht der Patient mit seiner Diagnose, den Ängsten und Medikamenten, die er eigenverantwortlich zu Hause einnehmen soll.
Alena Härtel
Gudrun Heyn
Franziska Ockert-Schön
07.11.2021  08:08 Uhr

Einnahme bei Schluckbeschwerden

Bei Schluckbeschwerden können Patienten manche oralen Onkologika mit Nahrungsmitteln wie Joghurt, Apfelmus oder kaltem Kartoffelbrei mischen, etwa beim Nilotinib (Tasigna®) den Inhalt der Hartkapsel mit Apfelmus. Welches Medikament sich mit welchem Lebensmittel verträgt, ist oft in der Fachinformation nachzulesen oder lässt sich bei der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung des Herstellers erfragen (8).

Manche Oralia (Beispiele: Imatinib in Glivec® und Treosulfan in Ovastat®) lassen sich auch in eine flüssige Form überführen und mit einer Oralspritze verabreichen. Nicht nur ältere Menschen profitieren davon. Auch Kinder können bisweilen nur begrenzt Tabletten oder Kapseln schlucken.

Wechselwirkungen in der Selbstmedikation

Viele orale Onkologika haben ein hohes Wechselwirkungspotenzial. Die Mechanismen können vielfältig sein, wobei die Wechselwirkungen über die CYP-Enzyme am bedeutendsten sind. Auch in der Selbstmedikation werden Substanzen eingesetzt, die als CYP-Inhibitoren oder -Induktoren fungieren.

Das bekannteste Beispiel für einen Induktor aus der Selbstmedikation ist Johanniskraut. Grapefruit(extrakt) als Inhibitor von CYP450-Enzymen sollte ebenfalls bei der Beratung erwähnt werden. Beispielsweise wird der Wirkstoff Palbociclib über das CYP450-System metabolisiert. Die Kombination mit einem Johanniskrautpräparat kann die Wirksamkeit von Palbociclib abschwächen oder verhindern (9). Bei der Kombination mit Grapefruit steigen dagegen die Blutspiegel von Palbociclib an, was zu mehr Nebenwirkungen führt.

Andere problematische Wechselwirkungspartner aus der Nahrung sind unter anderem Grüner Tee, Koffein, Milchprodukte, Goji-Beeren und Alkohol. Auch Nahrungsergänzungsmittel sollte das pharmazeutische Personal unter die Lupe nehmen. Beispielsweise können Folsäure-haltige Präparate die Toxizität von Capecitabin erhöhen (10).

Tipps zu Nebenwirkungen

Informationen zur Vorbeugung und Linderung unerwünschter Wirkungen bieten beispielsweise Fachgesellschaften wie die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) mit ihrer Broschüre »Nebenwirkungsmanagement bei zielgerichteten Therapien in der gynäkologischen Onkologie« (11). Tabelle 2 zeigt beispielhaft, wie breit das Spektrum der möglichen Nebenwirkungen sein kann und dass diese bei einer Kombinationstherapie auch von anderen Substanzen mitbestimmt werden.

Nebenwirkung Lapatinib
Monotherapie mit Capecitabin mit Trastuzumab mit Aromatase-Inhibitor (Letrozol)
Anorexie +++
Diarrhö +++ +++
Fatigue, Asthenie +++ +++
Hitzewallungen +++
Hautausschlag (inkl. akneforme Dermatitis) +++
Kopfschmerzen ++ +++
Obstipation +++ ++
Schlaflosigkeit +++
trockene Haut +++ +++
Übelkeit, Erbrechen, Dyspepsie, Stomatitis, Bauchschmerzen +++
verringerte linksventrikuläre Auswurffraktion (LVEF) ++ +++
Tabelle 2: Häufigkeit von klinisch relevanten Nebenwirkungen (Auszug) laut Fachinformation zu Lapatinib (nach 11). +++: sehr häufig, ++: häufig, +: gelegentlich

Wichtig ist, dass die Patienten die Beratungshinweise ihrer Apotheke zur Prophylaxe richtig verstehen und zwischen einer Begleit- und Bedarfsmedikation unterscheiden können. Als Beispiel: Ein Antiemetikum zur Prophylaxe ist zwingend täglich einzunehmen, während ein Motilitätshemmer nur bei einer akuten Diarrhö zur Anwendung kommt. Aber auch Art und Schweregrad ihrer Nebenwirkungen sollten die Kranken richtig einschätzen können. So müssen sie wissen, ab welcher Stuhlfrequenz sie den Motilitätshemmer einnehmen müssen und wann sie welche Nebenwirkungen ihrem Arzt unverzüglich mitteilen sollen.

Hilfreich sind einfache Tipps, etwa bei der Einnahme von Tyrosinkinase-Inhibitoren gegen den epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor (EGFR). Hier treten Hautnebenwirkungen besonders häufig auf. Um Mikrotraumen der Haut zu vermeiden, sollten sich die Patienten beispielsweise trocken statt nass rasieren, Haare nur lauwarm föhnen und Okklusionseffekte durch weites offenes Schuhwerk ausschließen (12).

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