Kleine Drüsen mit großer Bedeutung |
Unscheinbar, aber lebenswichtig: Die Nebennieren sitzen oben auf den Nieren. / Foto: Adobe Stock/Ben Schonewille
Gerade in Stresssituationen sind sie unverzichtbar: Die Nebennieren liegen beidseits auf dem oberen Pol der Nieren. Jedes der nahezu dreieckig geformten Organe ist nur etwa 4 x 3 x 2 cm groß und wiegt etwa 4 g. Unterschätzen darf man die Winzlinge jedoch nicht. Sie zählen zu den wichtigsten Hormondrüsen des Körpers und produzieren unter anderem das essenzielle Cortisol.
Jede Nebenniere besteht aus zwei Bereichen, die unterschiedliche Hormone synthetisieren (1). Im Inneren liegt das Nebennierenmark (NNM), das von der Nebennierenrinde (NNR) umhüllt wird. Zunächst ein Blick auf die Funktionen der NNR.
In der NNR entstehen aus der Vorstufe Cholesterol die Corticoide Aldosteron, Cortisol und Dehydroepiandrosteron (DHEA) sowie geringe Mengen Estrogen und Progesteron. Aus dem Prohormon DHEA kann der Körper unter anderem Testosteron und Estrogen herstellen.
Cortisol ist eines der wichtigsten Stresshormone und entsteht in der Zona fasciculata der NNR. In aktiver Form liegt es als Cortisol vor, das auch therapeutisch eine Rolle spielt. Das Adrenocorticotrope Hormon (ACTH) aus dem Hypophysenvorderlappen reguliert die Produktion, die tageszeitlichen Schwankungen unterliegt (circadiane Rhythmik). Morgens ist sie am höchsten und fällt dann ab. Im Blut liegt Cortisol gebunden an Cortisol-bindendes Eiweiß (CBG; Corticosteroid binding Globulin; Transcortin) vor. Seine Wirkung entfaltet das Hormon in verschiedenen Körperzellen und Organen. Entsprechend vielfältig sind die Effekte (Tabelle 1) (2, 3).
Wirkungen, Aufgaben | Mögliche Symptome bei Mangel | Mögliche Symptome bei Überschuss |
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Glucocorticoide: Cortisol | ||
Zuckerstoffwechsel: Zuckerneubildung in der Leber, Muskulatur: Steuerung des Eiweißumsatzes, Herz-Kreislauf: Regulation des Blutdrucks, Immunsystem: Regulation der Immunantwort, Geschlechtsfunktionen: Steuerung der Geschlechtshormone durch Einwirkung auf die Hypophyse, Fettstoffwechsel: Fettabbau, Haut: Steuerung der Hautpigmentierung über ACTH, Knochenstoffwechsel: Steuerung des Calciumgehalts im Knochen,Blutgerinnung: Steigerung gerinnungsfördernder Blutzellen | Erschöpfung, Schwächegefühl, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Gewichtsverlust, niedriger Blutzucker und Blutdruck, »Salzhunger« | Gewichtszunahme, vor allem am Körperstamm, Hamsterbäckchen, Vollmondgesicht, unregelmäßige oder ausbleibende Regelblutung, Hirsutismus bei Frauen, Akne, dünnere Haut (»Pergamenthaut«), Myopathie, Ängstlichkeit, depressive Stimmung, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Kaliummangel, Muskelschwäche, Osteoporose |
Mineralocorticoide: Aldosteron | ||
reguliert den Salz- und Wasserhaushalt (Na- und Wasserretention, K-Ausscheidung, Anstieg des Extrazellulärvolumens) und den Blutdruck | erhöhte Ausscheidung von Wasser und Na: Blutdrucksenkung, erhöhter Kaliumgehalt (Hyperkaliämie), Verwirrtheitszustände, Durchfall, Müdigkeit, Erbrechen, Herzrhythmusstörungen | erhöht das intravasale Volumen: erhöhter Blutdruck, verstärkte Kaliumausscheidung (Hypokaliämie), Anstieg des pH-Werts (Alkalose) |
Androgene: DHEA, DHEAS, Androstendion | ||
Umwandlung in Testosteron und Estrogen im peripheren Gewebe | erektile Dysfunktion, Libidoverlust, depressive Stimmung, Muskelabbau, Verlust an Knochensubstanz, Anämie durch verminderte Hämatopoese, verminderte Körperbehaarung und Fertilität | Symptome vor allem bei Frauen: Vermännlichung des äußeren Erscheinungsbilds, tiefere Stimmlage, Zunahme an Muskelmasse, Hirsutismus, Zyklusstörungen bis hin zur Amenorrhö |
Das Hormon Aldosteron wird in der Zona glomerulosa verstärkt bei Flüssigkeitsmangel produziert und ist an der Regulation des Blutdrucks beteiligt. Produktion und Ausschüttung sind an das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System gekoppelt. Werden die Nieren weniger stark durchblutet und sinkt das Flüssigkeitsvolumen im Organismus, aktiviert der Körper Renin, worauf die Konzentration an Angiotensin II und in der Folge auch von Aldosteron zunimmt. Angiotensin II sorgt dafür, dass der Blutdruck ansteigt (2, 3).
Schließlich produziert die NNR in der Zona reticularis auch Geschlechtshormone beziehungsweise deren Vorstufe DHEA (2).