Pharmazeutische Zeitung online
Nebennieren

Kleine Drüsen mit großer Bedeutung

Sie erscheint auf den ersten Blick nur als Anhängsel der Niere. Dabei ist die Nebenniere als Synthese-Ort essenzieller Hormone lebenswichtig für den Menschen. Störungen gehen mit ernsten Gesundheitsschäden einher. Eine Heilung ist oft nicht möglich und eine lebenslange Substitution der Hormone erforderlich.
Nicole Schuster
29.03.2020  08:00 Uhr

Über- und Unterfunktionen möglich

Bei Fehlfunktionen der NNR kann ein Mangel oder auch ein Überschuss an Corticosteroiden entstehen. Fehlt dem Körper Cortisol, kann er in Stresssitua­tionen nicht mehr angemessen reagieren. Muskelabbau, Kraftlosigkeit, Muskelschmerzen, Unterzuckerung, rasche Ermüdung, niedriger Blutdruck, Knochenschwund und Antriebslosigkeit gehören zu den Symptomen, die die Lebensqualität verschlechtern (4).

Durch den Mangel an Mineralocorticoiden leiden die Patienten an Hypotonie, Dehydratation, Hyponatriämie sowie Hyperkaliämie. Wenn bei einem totalen Ausfall der Nebenniere auch Androgene fehlen, klagen vor allem Frauen über einen Verlust an Libido und depressive Verstimmungen.

Professor Dr. Martin Fassnacht, Leiter Endokrinologie und Diabetologie sowie des Bereichs Forschung des Zentrallabors am Universitätsklinikum Würzburg, warnt gegenüber der PZ: »Eine echte NNR-Insuffizienz ist nicht zu verwechseln mit einer Modeerscheinung, der sogenannten Nebennierenschwäche oder adrenal fatigue. Dieses Krankheitsbild gibt es aus endokrinologischer Sicht nicht. Für einzelne Patienten kann es eine Gefahr darstellen, wenn die zugrundeliegende Erkrankung, etwa eine echte NNR-Insuffizienz oder Depression, nicht erkannt wird. Von den unnötigen Kosten ganz zu schweigen.«

Primäre, sekundäre und tertiäre Insuffizienz

Die primäre Nebennierenrinden-Insuffizienz beschrieb der Arzt Thomas Addison bereits 1855. Hierbei liegt die Störung in der Nebenniere selbst. Bei der sekundären NNR-Insuffizienz löst ein Mangel des in der Hypophyse gebildeten ACTH die Fehlfunktion aus, während bei der tertiären Form hypotha­- lamisch produziertes Corticotropin releasing Hormon (CRH) fehlt.

Die primäre NNR-Insuffizienz tritt in den westlichen Ländern zu über 90 Prozent autoimmun-vermittelt auf. In seltenen Fällen zerstören Infektionskrankheiten, etwa Aids oder Tuberkulose, Infarkte oder Tumoren das Gewebe der Nebenniere und führen zum Funktionsverlust (17). Bei Patienten mit ­einer sekundären Insuffizienz stellen Ärzte meistens einen gutartigen Tumor der Hypophyse, ein Hypophysen­adenom, als Ursache fest (4, 5, 6, 7).

Auch die Anwendung von synthetischen Glucocorticoiden kann sich auf die körpereigene Produktion auswirken. Dies hänge von der Dosis und Dauer sowie der individuellen Empfindlichkeit ab, erklärt der Endokrinologe Fassnacht: »Eine perorale Gabe von 7,5 mg Prednisolon-Äquivalent über vier Wochen führt bei vielen Patienten bereits dazu, dass der Körper mit einer rele­vanten Einschränkung der Funktion ­reagiert. Je länger und je höher dosiert behandelt wird, desto gravierender und auch langanhaltender ist die Suppression der Nebenniere beziehungsweise der gesamten corticotropen Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse.«

Bei einer Unterfunktion infolge ­einer systemischen Cortisol-Therapie sprechen Ärzte von einer tertiären (den Hypothalamus betreffenden) oder einer iatrogen bedingten Insuffizienz (4, 5, 6, 7).

Auch zahlreiche andere Medikamente greifen in die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse) ein und lösen eine adrenale Insuffizienz aus. Dazu zählen einer Studie aus dem Jahr 2019 zufolge außer Steroiden unter anderem auch CYP3A4-Inhibitoren (Ritonavir, Fluticason), Opioide (Morphin, Fentanyl, Tramadol, ­Methadon oder Misch-Opioide) sowie Immun-Checkpoint-Inhibitoren (Ipilimumab, Pembrolizumab, Nivolumab, Avelumab) (8).

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa