Pharmacon Davos 2005
von Christiane Berg, Kerstin A. Gräfe und Hartmut Morck, Davos
Bei Erkrankungen der Leber ist Beratung gefragt. Hier gilt es,
Ernährungsempfehlungen zu geben, über potenzielle
Arzneimittelwechselwirkungen untereinander oder mit Nahrungsmitteln
aufzuklären sowie Alternativen im Rahmen der Phytotherapie oder weiterer
Behandlungen aufzuzeigen.
Die zentrale Bedeutung der Leber für den Körper spiegelt sich in den
täglichen Beratungsgesprächen in der Apotheke wider. So lockte das Thema
der 35. Fortbildungswoche knapp 1100 Teilnehmer nach Davos, die sich unter
anderem über Wechselwirkungen von Arzneistoffen untereinander oder mit
Naturstoffen, Prophylaxe von Hepatitisinfektionen und spezielle
Ernährungsempfehlungen für diese Patienten informieren wollten.
In 15 Vorträgen wurden neben grundlegenden Aspekten der Anatomie die
Fortschritte auf dem Arzneimittelsektor und die neuesten
Forschungsergebnisse vorgestellt. Die praxisorientierten Vortragsthemen
vermittelten umfassend das nötige Wissen für ein fundiertes
Beratungsgespräch zu den häufigsten Erkrankungen wie Fettleber, Hepatitis,
Zirrhose und Leberkarzinom.
Durch das Programm führten erneut souverän die Moderatoren Professor
Dr. Dr. Dr. h. c. Walter Schunack, Berlin, und Professor Dr. Thomas Weinke,
Potsdam. Längst unverzichtbar geworden sind die Nachgespräche, die von den
Teilnehmern intensiv genutzt werden, um Fragen aus der Praxis an die
Experten zu stellen.
Neben den Vorträgen wurden fünf Seminare – „www – was bietet das
Internet für vertiefte Arzneimittelrecherchen?“, „Pharmazeutische
Betreuung von Krebspatienten“, „CAVE – Automatische Risiko-Checks in der
Arzneimittelberatung“, „Blutuntersuchungen in der Apotheke und ihre
Bedeutung für die qualifizierte pharmazeutische Betreuung“ und „Aktuelle
Aspekte der Qualitätskontrolle im Apothekenlabor“ angeboten, die großen
Anklang fanden.
Abgerundet wurde das Davoser Programm auch in diesem Jahr mit dem
Bankenabend am Montagabend, dem Konzert am Mittwochabend, der
berufspolitischen Diskussion am Donnerstagnachmittag und der
Jazz-Veranstaltung am Donnerstagabend.
Unsere Berichte:
-
Die größte Drüse des
Menschen
„Wichtig für das Verständnis der
Leber und der Pathogenese von Lebererkrankungen ist es, zu wissen, dass
sie aus zwei verschiedenen Grundgeweben besteht“...
- Leber
und Darm kooperieren
„Die Leber spielt zwar bei der
Aufnahme, Prozessierung und Elimination von Arzneistoffen eine zentrale
Rolle, dennoch finden auch viele Prozesse extrahepatisch statt“...
-
Alkohol moderat genießen
„Jeder Bundesbürger trinkt pro Jahr
etwa 10,5 Liter reinen Alkohol“...
-
Enzephalopathie bei Leberzirrhose
Die hepatische Enzephalopathie (HE)
ist eine der wichtigsten Komplikationen chronischer Lebererkrankungen,
von der 50 bis 70 Prozent der Leberzirrhotiker betroffen sind...
-
Komplexe Therapie bei Aszites
Bei der Leberzirrhose kommt es zur
progredienten narbig-bindegewebigen Umwandlung der Leber infolge des
Parenchymuntergangs und der zunehmenden Einengung der Pfortaderstrombahn
sowie zur portalen Hypertension...
-
Leberschäden durch Arzneimittel
Die Mechanismen und Symptome einer
Leberschädigung durch Medikamente sind vielfältig und bei weitem nicht
immer vorhersehbar...
-
Seltene Autoimmunerkrankungen
Unter den Lebererkrankungen spielen
die Autoimmunerkrankungen der Leber und der Gallenwege zwar mit 11
Prozent eine untergeordnete Rolle...
- Ohne
Zirrhose kein Krebs
„Das hepatozelluläre Karzinom (HCC)
ist mittlerweile der fünfthäufigste Tumor weltweit und hinsichtlich der
Sterblichkeit steht er bereits an zweiter Stelle“...
-
Alphabet der Virushepatitiden
Das „Alphabet“ der
Virushepatitiden, verursacht durch die Hepatitisviren A, B, C, D und E,
erläuterte Professor Dr. Thomas Weinke vom Klinikum Ernst von Bergmann
in Potsdam.
-
Gallensteine: OP besser als Lithotripsie
In Europa kommen Gallensteine bei
10 bis 40 Prozent der Bevölkerung vor, in Deutschland sollen 13
Millionen Menschen Gallensteinträger sein...
-
Tief dosieren und vorsichtig auftitrieren
Im Gegensatz zu Nierenerkrankungen
gibt es bei Schädigungen der Leber keine endogenen Marker, die für eine
adäquate Dosisanpassung von Arzneistoffen hilfreich sein könnten...
-
Naturstoffe steuern CYP-Enzyme
Grapefruitsaft ist der wohl
bekannteste Pflanzenextrakt, der Cytochrom-P450-Enzyme sowohl in vitro
als auch in vivo stark inhibitiert...
-
Stellenwert der Phytopharmaka
Die meisten Phytopharmaka, die bei
Leberkrankheiten eingesetzt werden, enthalten Mariendistelextrakte...
-
Indikation zur Lebertransplantation
In Europa wurden in den letzten 35
Jahren 60.000 Lebern transplantiert. Heute sind es pro Jahr rund 4000...
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