Ohne Zirrhose kein Krebs |
24.01.2005 00:00 Uhr |
„Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist mittlerweile der fünfthäufigste Tumor weltweit und hinsichtlich der Sterblichkeit steht er bereits an zweiter Stelle“, sagte Professor Dr. Peter R. Galle von der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität. Zudem habe der Tumor eine ausgesprochen schlechte Prognose und die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit einem fortgeschrittenen Krebsstadium seien spärlich.
Über 80 Prozent der HCC entwickeln sich aus einer bereits bestehenden Leberzirrhose, weshalb in der westlichen Welt vor allem der Hepatitis-C-Infektion eine besondere Bedeutung zukommt. Dabei sei es nicht das Virus (HCV), das den Krebs auslöse, sondern allein die durch ihn hervorgerufene Zirrhose. „Ohne Zirrhose keinen Krebs“, fasste der Referent zusammen. Aber auch so genannte kryptogene Faktoren spielten bei der Tumorentstehung eine Rolle. Heute vermute man, dass hierbei vor allem eine Fettleber einen hohen Risikofaktor darstellt. So zeigten Untersuchungen, dass das Risiko einer HCC-Entstehung bei Adipösen genauso hoch ist wie bei Schlanken, die an einer HCV-Infektion erkrankt sind. Als Ursache diskutiere man einen Hyperinsulinismus, infolgedessen die Proliferationsrate erhöht sei.
Die Primärprävention besteht in einer Hepatitis-B-Impfung. Da eine Impfung gegen HCV noch nicht möglich ist, müsse hier in erster Linie die Übertragung verhindert werden. Als Sekundärprävention habe sich eine halbjährliche Ultraschalluntersuchung bewährt. „Die Leberzirrhose ist eine überwachungspflichtige Krankheit“, so Galle.
Als kurative Therapiemaßnahme stehe die Resektion beziehungsweise die Lebertransplantation zur Verfügung. Alternativ können zwei lokale Verfahren angewendet werden. Zum einen die perkutane Ethanol Injektion (PET), zum anderen die Radiofrequenzthermoablation (RFTA). Prinzipiell seien die Therapieerfolge von Resektion und lokalen Verfahren vergleichbar, allerdings sei bei Letzteren die Traumatisierung des Patienten geringer. Insgesamt betrachtet gelte die Erfolgsrate allerdings als sehr schlecht, da die Zirrhose bestehen bleibe und häufig Rezidive auftreten. Ausschlaggebend für einen Behandlungserfolg sei daher nicht die Größe des Tumors, sondern allein der Zustand, das heißt, die Funktionsfähigkeit der Leber.
Da ein Tumor überwiegend mit arteriellem Blut versorgt wird, steht als palliative Maßnahme die transarterielle Chemoembolisation (TACE) zur Verfügung. Unter den medikamentösen Möglichkeiten lehnte Galle sowohl Tamoxifen als auch die Chemotherapie ab. Tamoxifen sei out und von belegter Unwirksamkeit, so der Referent. Zur Chemotherapie stünden wenig kontrollierte Studien zur Verfügung und sie sei uneffektiv. Große Hoffnungen setzte Galle auf Wachstumsfaktoren hemmende Substanzen, wie Bevacizumab oder Cetuximab, und den Tyrosinkinasehemmer Imatinib. Des Weiteren laufe derzeit eine große Phase-III-Studie zum HCC mit dem VEGF-Antagonisten Sorafenib.
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