Leberschäden durch Arzneimittel |
24.01.2005 00:00 Uhr |
Die Mechanismen und Symptome einer Leberschädigung durch Medikamente sind vielfältig und bei weitem nicht immer vorhersehbar. Patienten berichten über Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Exantheme oder Pruritus. Es kann zu Fieber, Schmerzen im rechten Oberbauch, grauem Stuhl und einer Dunkelfärbung des Urins kommen.
An die Diagnose einer arzneimittelbedingten Leberschädigung wird auf Grund der Vielfalt der Symptome oft erst sehr spät gedacht. „Bei Schilderung dieser Symptome sollte der Apotheker aufmerksam werden und handeln“, empfahl Apothekerin Dr. Hiltrud von der Gathen, Castrop-Rauxel.
Hepatotoxische Nebenwirkungen seien bei 500 bis 1000 Arzneistoffen bekannt. Pirprofen, Temofloxacin, Benzaron, Chlormezanon, Tolcapon, Trovafloxacin, Kava Kava, Nefazodon und Benzbromaron: Seit 1990 wurden in Deutschland neun Arzneimittel wegen Leberschädigung vom Markt genommen, berichtete von der Gathen. Zu den Arzneistoffgruppen mit bekannter Lebertoxizität zählen Analgetika (Acetylsalicylsäure, Paracetamol et cetera), Antiarrhythmika (Amiodaron), Antibiotika (Erythromycin, Telithromycin, Tetracyclin, Penicillin, Sulfonamide), Antikonvulsiva (Carbamazepin, Phenytoin, Valproinsäure), Hormone (Estrogene, Androgene), Tuberkulostatika (Isoniacid, Rifampicin) und Zytostatika/Immunsuppressiva (Methotrexat, Azathioprin). Bei Einnahme der genannten Arzneistoffe müsse der Apotheker besonders vor der regelmäßigen und extensiven Alkoholzufuhr warnen.
Seit 1999 hat es neun Meldungen der AMK zu Leberschädigungen durch spezifische Arzneistoffe gegeben. In einem weiteren Schwerpunkt ihres Vortrags verwies von der Gathen auf Medikamente, die unter besonderer Beobachtung auch der Apotheker stehen sollten: den Cholesterol-Adsorptionshemmer Ezetimib, den Reverse-Transkriptase-Inhibitor Nevirapin, das antirheumatische Basistherapeutikum Leflunomid, das Neuroleptikum Olanzapin sowie Gatifloxacin, Pemolin, Minocyclin und Loratadin. Die Referentin forderte die Kolleginnen und Kollegen auf, der AMK alle Verdachtsfälle zu melden. Die mit diesen Arzneistoffen behandelten Patienten müssten auf die Symptome einer Leberschädigung hingewiesen werden.
Als hepatotoxische Pflanzen hob von der Gathen Kava-Kava, Pestwurz, Chelidonium, Pyrrolizidin-haltige Pflanzen, Afa-Algen sowie spezifische Kräutermixturen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) hervor. Die Beratung durch den Offizinapotheker sei hier besonders wichtig, zumal die Patienten auch vor dem Bezug über dubiose Vertriebskanäle gewarnt werden müssten.
Zahlreiche Arzneistoffe kommen bei Lebererkrankungen als Therapeutikum zum Einsatz. Die Referentin beschrieb Colestyramin, Lactulose, Silymarin, die Virustatika Ribavarin, Lamivudin und Adefovir sowie Interferone, die bei der Behandlung einer chronischen Hepatitis eingesetzt werden. Nicht zuletzt auf Grund der zahlreichen Nebenwirkungen sei es im Rahmen der Pharmazeutischen Betreuung wichtig, auch und gerade die Wirkung der Interferone patientengerecht zu erläutern. „Je besser der Patient die Wirkung versteht und den Nutzen für sich erkennt, desto eher wird er bereit sein, die teilweise belastenden Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen“, unterstrich die niedergelassene Apothekerin.
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