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BAV-Projekt zum E-Rezept

In den Apotheken läuft es recht rund

Jeweils knapp 100 Ärzte und Apotheken sollen in Phase II des E-Rezept-Projekts des Berliner Apothekervereins (BAV) und des Deutschen Apothekerverbands (DAV) mitwirken. Bereits in Phase I hat sich die Web-App des DAV bewährt, wie BAV-Geschäftsführerin Susanne Damer im Gespräch mit der PZ berichtet.
Jennifer Evans
22.07.2020  07:00 Uhr

Mit der Ausweitung von Berlin auf Brandenburg ist nun die Phase II des vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) geförderten Modellvorhabens für eine innovative und praktikable E-Rezept-Lösung in der Zukunftsregion Digitale Gesundheit (ZDG) gestartet. Von der Ausstellung in der Arztpraxis bis zur Erstattung durch die Kasse ist der gesamte Prozessablauf für das E-Rezept bereits Ende 2019 in Berlin unter realen Bedingungen im Rahmen der Pilotphase erfolgt. Beteiligt waren Susanne Damer zufolge zunächst die Apothekenrechenzentren ARZ Haan und die Rezeptabrechnungsstelle Berliner Apotheker (RBA), mehrere Ärzte, 30 Apotheken sowie als einzige Krankenkasse die AOK Nordost. In Phase I haben insgesamt 100 E-Rezepte erfolgreich das Szenario durchlaufen.

Die Phase II des Infrastrukturprojekts im Rahmen der ZDG unterscheidet sich nun darin, dass es nicht mehr ausschließlich um die Frage geht, welche Faktoren für die Akzeptanz des E-Rezepts bei der Arzneimittelversorgung für Leistungserbringer und Patienten wesentlich sind. Unter anderem werde es nun außerdem um die Fernübertragung einer elektronischen Verordnung aus der Arztpraxis hinaus gehen sowie um die Haus- und Heimversorgung von Patienten und ein Botendienstmanagement entwickelt und erprobt werden, so Damer. Um teilzunehmen, können interessierte Apothekeninhaber aus Berlin und Brandenburg sich seit Kurzem unter www.mein-apothekenportal.de registrieren.

Das waren die Probleme in Phase I

Die vollständigen Ergebnisse des Abschlussberichts von Phase I liegen Ende Juli vor und landen dann zunächst beim Bundesministerium für Gesundheit (BMG), das dann ab Mitte August im Detail darüber informieren will. Gegenüber der PZ gab die BAV-Geschäftsführerin aber bereits vorab eine Einschätzung. Demnach hat es während des ersten Testszenarios tatsächlich einige Probleme gegeben. »Glücklicherweise konnten alle gelöst werden«, berichtete sie. So habe etwa für die Ärzte die Beantragung des Heilberufsausweises (HBA), der für die qualifizierte elektronische Signatur der E-Rezepte (QES) genutzt wird, zum Teil sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Das lag demnach zum einen an der Mehrstufigkeit des Beantragungsprozesses, zum anderen am HBA-Ausgabestopp, den die Gematik Anfang des Jahres aufgrund von Sicherheitsmängeln verhängt hatte.

Eine weitere Schwierigkeit war die Ansprache der Patienten. In der ersten Phase sei diese nämlich überwiegend in den Arztpraxen erfolgt und das Praxispersonal habe die Aufgabe »als zeitintensiv beschrieben«, sagt Damer. Grundsätzlich hat die technische Übergabe des E-Rezepts an den Patienten in der Arztpraxis funktioniert. Jedoch hatte sich als weniger praktikabel dabei herausgestellt, dass der Patient dann den PC des Arztes oder der Sprechstundenhilfe nutzen musste, um den vom Praxisverwaltungssystem erzeugten QR-Code beispielsweise mit dem Smartphone einzuscannen. Da in den Praxen meist andere geeignete Übertragungsgeräte fehlten, hätte es Optimierungsbedarf gegeben. Damer: »Künftig werden die E-Rezepte daher automatisch vom Arzt an das Endgerät des Patienten übertragen.«

Kleine Systemanpassungen sind nach BAV-Angaben zudem sowohl aufseiten der Abrechnungsdienstleister der AOK Nordost als auch bei den beteiligten Apothekenrechenzentren nötig gewesen. Dazu mussten natürlich »diverse Abstimmungen« stattfinden, schilderte Damer ihre Erfahrungen. »In den Apotheken liefen die Prozesse von Beginn an mehr oder weniger reibungslos. Die Kommunikation zwischen Warenwirtschaftssystem und E-Rezept-Fachdienst der NGDA sowie die Weiterleitung der E-Rezepte an das Apothekenrechenzentrum bereitete keine Probleme.«

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